Das 2. Internationale Musikfest Hamburg beginnt am 21. April

Ein Fest! Freude, Farben, Klänge! Diese Erwartungen wird das 2. Internationale Musikfest Hamburg vom ­21. April bis 22. Mai einlösen – auf seine Weise. Die Verantwortlichen haben nämlich den Mut bewiesen, aus ihrem Motto „Freiheit“ eine Dramaturgie abzuleiten, die nichts mit Schönwetter, aber sehr viel mit all dem zu tun hat, was an Freiheit gefährlich, schmerzlich und existenziell ist. Und so wird sich die Klarinettistin Sharon Kam für ihren Auftritt zwar sicherlich so festlich kleiden wie auf dem nebenstehenden Bild, aber die Musik, die sie spielen wird, die fragt nach ganz anderen Dingen.

Kam und ihre Mitstreiter Carolin Widmann (Geige), Tanja Tetzlaff (Cello) und Antti Siirala (Klavier) haben sich für ihr Konzert in der Mini-Reihe „Überlebensmusik“ (26.4., 20 Uhr, alle Konzerte Laeiszhalle, Kleiner Saal) Werke von Erwin Schulhoff, Bartók und Mes­siaen ausgesucht. Schulhoff hat ein sprühend originelles Duo für Geige und Cello geschrieben, als hätte er geahnt, dass er von den Nationalsozialisten ermordet werden würde. Und eines der berühmtesten Überlebenswerke schlechthin ist das „Quatuor pour la fin du temps“ von Messiaen, der die Kriegsgefangenschaft dank seiner Religiosität überstand.

Das Ensemble Resonanz führt am 24. April „... die Hölle aber nicht.“ auf

Not, Krieg, Gefangenschaft sind die finsteren Spiegelbilder der Freiheit. Das Ensemble Resonanz geht noch weiter, wenn es am 24. April „... die Hölle aber nicht.“ aufführt, das Stefan Litwin vor einigen Jahren auf den „Roman eines Schicksallosen“ des kürzlich gestorbenen Nobelpreisträgers Imre Kertész schrieb. Der Komponist sitzt bei der Aufführung am Klavier; zudem spielen die Musiker unter Gergely Madaras’ Leitung eine Partita von Klein/Saudek und Weinbergs Kammersinfonie Nr. 1.

In derselben Reihe gastiert das tschechische Pavel Haas Quartet am 23.4. mit Werken von Haas (auch er ein Opfer der Nazi-Verfolgung), Schulhoff und Schostakowitsch, dessen Leid durch Unterdrückung durch das Sowjetregime aus zahlreichen seiner Werke spricht.

Die Eröffnung des Musikfests findet an einem für musikalische Darbietungen eher ungewohntem Ort statt, in den Deichtorhallen. Kent Nagano dirigiert „La Passione“, das ist Bachs Matthäus-Passion, inszeniert vom Regie-Revoluzzer Romeo Castellucci (21., 23. und 24.4., jeweils 20 Uhr). Thomas Hengelbrock folgt und kombiniert den Eingangschor der Matthäus-Passion mit der einaktigen Oper „Il prigioniero“ von Luigi Dallapiccola aus dem Jahr 1948 (22. und 24.4., jeweils 20 Uhr, Laeiszhalle).

Eberhard Hasenfratz, François Salignat, Matthias Hupfeld und Jesper Tjaerby Korneliusen feiern an zwei Klavieren und mit viel Schlagwerk Leonard Bernsteins „West Side Story“ (24.4., ­11 Uhr, Laeiszhalle, Kleiner Saal). Jamie Woon bittet am 23. April (21.30 Uhr) in der Laeiszhalle zur „Nightline“ mit Soul und Blues. Und François-Xavier Roth lässt mit seinem Originalklang-Ensemble Les Siècles Strawinskys „Feuervogel“ am 25. April (20 Uhr, Laeiszhalle) im alten und dennoch neuen Klanggewand fliegen. Auch das ist schließlich eine Form der Freiheit.
2. Internationales Musikfest Hamburg Programm und Tickets: www.musikfest-hamburg.de