Die Hamburger Symphoniker zieht es in die Natur

Ganz am Ende einer Saison, wenn es draußen grünt und sich alle nach Ferien sehnen, noch ein schwergewichtiges Programm zu bringen, das zeugt von dramaturgischem Mut. Aber der zeichnet die Hamburger Symphoniker ja seit jeher aus. Das 10. Symphoniekonzert Ende Juni, „Horizonte“ überschrieben, leitet Chefdirigent Jeffrey Tate höchstselbst, und natürlich trägt es seine Handschrift.

Eine Repertoire-Vorliebe zeigt sich etwa in der Wahl des britischen Komponisten George Benjamin, Jahrgang 1960. Und dem Sommer zollt Tate auf seine Weise Tribut, nämlich mit einem tönenden Naturschauspiel. „Ringed by the Flat Horizon“ heißt Benjamins Werk, riesig besetzt wie so viele zeitgenössische Werke und mit einem klaren Programm: Es war das Foto eines Gewitters in der Wüste von New Mexico, das den gerade 20-jährigen Benjamin zu dem Werk inspirierte. Die Musik malt das ­nahende Gewitter förmlich im fernen Donnerrollen der tiefen Streicher oder im Wetterleuchten des Piccolos.

Der junge Russe Denis Kozhukhin übernimmt den Solopart im 2. Klavierkonzert von Schostakowitsch. Dessen Tonsprache ist relativ untypisch für den Komponisten, der sich in vielen seiner Werke mehr oder weniger deutlich selbst porträtierte. Komponiert für Schostakowitschs Sohn, gehen dem ­Stück Bitternis und Sarkasmus seines Schöpfers völlig ab.

Und nach der Pause greifen die Künstler nach den Sternen. Schuberts große C-Dur-Sinfonie, ob sie nun die Achte oder die Neunte ist, kommt dem Himmel so nah, wie es vielleicht nur ­Musik von Schubert kann.

„Horizonte“ 26.6., 19.00, Laeiszhalle. Karten zu 9,- bis 45,- unter T. 35 76 66 66