Hamburg . Ab sofort kann am Ballindamm kostenlos gesurft werden. Bis Jahresende ist ein flächendeckendes Netz geplant

Kostenloses Internet für alle: Seit gestern kann in der Hamburger Innenstadt rund um die Uhr per Gratis-WLAN gesurft werden – zumindest im Probebetrieb in einem Gebiet zwischen Ballindamm und Thalia Theater. An der Ecke Alstertor und Ferdinandstraße schalteten die Firmen willy.tel und Stromnetz Hamburg die ersten sogenannten Access-Points unter dem Namen MobyKlick frei. Dort kann man sich jetzt für 24 Stunden einloggen und kostenlos surfen, wenn man sich zuvor einen Zugangscode per SMS aufs Handy schicken lässt.

Bis Jahresende soll die gesamte Innenstadt mit mehr als 150 Zugangspunkten abgedeckt sein. Der Vorteil gegenüber klassischen Hotspots sei, dass man sich bei willy.tel nur einmal einloggen müsse und dann im gesamten zusammenhängenden Netz surfen könne, ohne sich an jedem Verbindungspunkt neu anzumelden, sagte Geschäftsführer Bernd Thielk. Zudem werde extrem schnelles Internet bereitgestellt. Bei einem Test zur Eröffnung ergab sich gestern ein sehr hohes Download-Tempo von 142 Mbit/s. Insgesamt stünden Bandbreiten von ein Gbit/s zur Verfügung, so Thielk.

Eigentlich hatte das Netz schon vor etwa einem Jahr an den Start gehen sollen. Dann aber gab es Probleme bei der Stromversorgung. Der Plan, die Access-Points über Laternenmasten mit Energie versorgen zu lassen, erwies sich als nicht umsetzbar – denn dort fließt nur nachts während der Beleuchtung Strom. Deswegen gibt es nun eine Kooperation mit der städtischen Stromnetz Hamburg GmbH, das über sogenannte Netz-Hubs im Boden die Energieversorgung sicherstellt.

Trotz des Gratis-WLAN will willy. tel mit dem Netz Geld verdienen. Dafür wolle man Geschäfte und Gastronomen gewinnen, sich kostenpflichtig an das WLAN anschließen zu lassen, so Thiel. Dann könnten ihre Kunden auch beim Einkaufen, Essen oder beim Bierchen in der City gratis surfen.

Staatsrat Carsten Brosda sagte, jeder, der aus dem Urlaub komme, wisse, dass an vielen anderen Orten der Welt freies WLAN zum Alltag gehöre. In Deutschland sei dies aufgrund der Rechtslage nicht ohne Weiteres möglich. Umso wichtiger sei es, dass nun auch in Hamburg ein Gratis-Netz wachse. „WLAN wird längst als Teil einer angemessenen öffentlichen In­fra­struktur wahrgenommen“, so Brosda. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sagte, Hamburg werde zur „digitalen Stadt. Digitale Technologien geben uns die Möglichkeiten, unsere Stadt noch lebenswerter und noch wettbewerbsfähiger zu machen.“ Kritik kam dagegen vom Chaos Computer Club, der Zweifel an der Datensicherheit äußerte.

Auch die Hochbahn führt jetzt Gratis-WLAN ein: ab nächsten Donnerstag probeweise in den Bussen der Me­trobuslinie 5 und an den U-Bahn-Stationen Mönckebergstraße und Borgweg.

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