Mit Stephan Möller-Titel haben „Die Känguru-Chroniken“ am 17.4. in Altona Premiere

Es gab da mal diesen schlimmen Schlager „Da steht ein Pferd auf’m Flur“. Lange her und zum Glück fast vergessen. Was aber, wenn ein Känguru vor der Tür steht, sprechen kann, sich erst Eier leiht, dann Salz, Mehl und Milch und sich als Kommunist entpuppt?

Nicht ganz so lange her ist es, dass der Liedermacher und Kabarettist Marc-Uwe Kling, jener von dem Känguru Bedrängte, sich all das ausgedacht hat. Zunächst wurden seine Texte im Berliner Radio Fritz unter dem Titel „Neues vom Känguru“ gesendet, 2009 dann im Ullstein Verlag und als Hörbuch unter dem Titel „Die Känguru-Chroniken“ veröffentlicht.

Stephan Möller-Titel hat den Autor bisher nicht kennengelernt, kennt einen Teil von dessen Textsammlung, vor allem aber die Bühnenfassung Hans Schernthaners. In dessen Regie gibt der Hamburger Schauspieler Möller-Titel vom 17. April an den Kleinkünstler Marc-Uwe, der – pure Selbstironie – nicht Kleinkünstler genannt werden möchte. Möller-Titel agiert erstmals am Altonaer Theater (Motto: „Wir spielen Bücher“). Und er scheint richtig Gefallen an der ungewöhnlichen Rolle in einer (Zwangs-)WG mit einem sprechenden Känguru gefunden zu haben.

„Kling schreibt geistreiche Texte. Er ist ein wortgewandter, politisch-interessierter Zeitgenosse“, sagt er. „Wir versuchen aber nicht eine Kopie von ihm zu liefern, daran kann man nur scheitern“, ergänzt Möller-Titel, in Hamburg schon auf Kamp­nagel in „Große Sprünge“, im Lichthof („Hundstage“ ) und im Bunker am Steintorwall in Sarah Kanes Stationendrama „Gier“ zu erleben.

Im Stück wird Möller-Titel als Marc-Uwe Kling Lieder wie „Scheißverein“ singen

Auf der Altonaer Bühne wird er, so deutet Möller-Titel an, als Marc-Uwe einige Stationen im Berliner Alltag abklappern. Etwa mit dem Känguru von Arbeitsamt zur Bank und weiter zu einer Schule springen. „Wir setzen auf eine Schwarz-Weiß-Ästhetik, auf Behauptung und die Kraft der Wortkulisse“, sagt Möller-Titel. Das Tier in Klings „Känguru-Chroniken“, denen der Autor bis 2014 noch „Das Känguru-Manifest“ und „Die Känguru-Offenbarung“ folgen ließ, hat neben einem Faible für Eierkuchen und Schnapspralinen noch eines für die Ex-Grunge-Band Nirvana – Möller-Titel ebenso eines für Musik. Ist er sonst öfter im Singer-Songwriter-Duo Sasa & der Bootsmann unterwegs, wird der Schauspieler im Stück auch Kling-Lieder wie „Ich hätte auch so gern ein Hobby“ oder „Scheißverein“ zur Gitarre singen.

„Wir agieren als Doppelspitze, das Känguru und ich“, sagt der 38-Jährige über sich und seinen jüngeren Kollegen Robert Zimmermann. Der steckt im Kostüm des Kängurus.

„Es ist so niedlich“, heißt es am Endes alten schlimmen Schlagers „Da steht ein Pferd auf’m Flur“. Falls die Theaterbesucher das nach der Vorstellung in Altona auch sagten, wäre das wohl nicht so ganz im Sinne des Autors. Mit roten Boxhandschuhen im Beutel gilt das Känguru durchaus als Alter Ego des Autors. Marc-Uwe Kling, der seit Jahren aus Prinzip keine Interviews gibt, finde die Idee einer Theateradaption sehr spannend, war von Seiten seiner Dresdner Agentur zu hören. Er will sich die Hamburger Fassung voraussichtlich sogar ansehen, jedoch kaum die Premiere.

„Die Känguru-Chroniken“ Premiere So 17.4., 19.00 (ausverk.), wieder 20.4., bis 19.6., Altonaer Theater (S Altona), Museumstr. 17, Karten zu 16,- bis 32,-: T. 39 90 58 70; www.altonaer-theater.de