Wer damals die Krimi-Serie „The Wire“ verfolgt hat, der kann nachvollziehen, aus welchem Umfeld – den „schwarzen“ Gettos von Baltimore – sich der US-Journalist und Autor Ta-Nehisi Coates zu einem der renommiertesten Schreiber seiner Heimat emporgekämpft hat. Und doch vor einer mal spürbaren, mal sichtbaren Schranke der amerikanischen Gesellschaft stehen geblieben ist. „Zwischen mir und der Welt“ (Hanser, 20 Euro) ist ein Buch wie ein privater Brief an seinen heranwachsenden Sohn, aber noch viel mehr ein offener Brief an die Nation. Schonungslos erklärt Coates die Welt, die auf seinen Sohn wartet. Ein Land, das aufgebaut ist auf der Ausbeutung von Schwachen, ein Land, in dem rassistische Diskriminierung und Willkür Alltag sind, ein Land, wo selbst der Präsident zuerst nach seiner Hautfarbe beurteilt wird. Und die historischen und persönlichen Erfahrungen, die Coates verdichtet, schärfen auch den aktuellen Blick auf Europa.