Gebannt wie selten bei einem Buch folgt man den Liebes- und Lebenswegen der Figur Georg in Michael Kumpfmüllers famos geschriebenem Roman „Die Erziehung des Mannes“ (Kiwi, 19,99 Euro). Katrin, mit der er sieben Jahre liiert ist, die aber nie schläft; Jule, Mutter seiner drei Kinder, die ihm so vieles verleidet; Sonja, die ihn verlässt, weil sie keine Lust auf den fremden Familienanhang hat. Georg ist Liebhaber, Ehemann, Vater, Sohn, man schließt ihn in seiner Hilflosigkeit angesichts der weiblichen Übermacht ins Herz und wundert sich doch: Wie willfährig er sich zurichten lässt vom anderen Geschlecht! Sollte er, aus dessen Perspektive allein hier ein Männerleben geschildert wird, etwa das Paradebeispiel des von der Geschlechtermoderne erledigten, schwachen Mannes sein? Wohl kaum. Kumpfmüller, Jahrgang 1961, will keine Repräsentationsfigur, er will nur die Entscheidungsunwilligkeit immer wieder neu meisterhaft in Szene setzen.