Mit Spange und Klammer lassen sich falsch stehende Zähne präzise bewegen. Gute Mundhygiene ist dabei sehr wichtig

Zähne, die fehlen, zu weit nach innen oder außen wachsen, ein vorstehender Biss, ein zu enger Ober- oder Unterkiefer – immer mehr Kinder tragen eine Klammer. Die gute Nachricht dabei: „Fast jede Fehlstellung lässt sich korrigieren“, sagt Dr. Klaudia Brauner von der Kieferorthopädie in St. Georg. Der Erfolg stellt sich allerdings nur ein, wenn die Spange regelmäßig getragen wird. Das bedeutet mindestens zwölf Stunden täglich, besser aber 16 Stunden. Bis zu drei Jahre dauert die Behandlung dann in der Regel. „Das ist heute mit der Ganztagsschule und dem vollen Terminkalender der Kinder oft nicht einfach“, sagt Dr. Antje Kirbschus, Kieferorthopädin im Ärztehaus Wellingsbütteler Markt.

Eine Spange für das reine Milchgebiss wird eher selten eingesetzt, in erster Linie aber, um einen Kreuzbiss zu korrigieren. Viele Behandlungen beginnen frühestens nach dem Wechsel der Seitenzähne, also nicht vor dem neunten Lebensjahr. Ob eine feste oder lose Spange verschrieben wird, hängt von der Fehlstellung ab. Ein herausnehmbarer Doppeldecker mit bogenförmigen Bügeln korrigiert über Wachstumsreize effektiv die Kieferposition.

Eine feste Klammer hingegen bekommen Kinder nach dem abgeschlossenen Zahnwechsel. „Solche Brackets können einzelne falsch stehende Zähne präzise bewegen, um einen harmonischen Zahnbogen herzustellen“, berichtet Kirbschus. Bei der festen Variante ist eine intensive Mundhygiene noch wichtiger als sonst, um Karies vorzubeugen. Eine Zahnbürste kommt nicht unter die Drähte, deshalb ist die tägliche Pflege mit Zwischenraumbürsten nötig. „Eine Versiegelung des Zahnschmelzes im Bracket-Umfeld macht zudem Sinn“, sagt Brauner.

Nach der Behandlung empfehlen viele Kieferorthopäden das Tragen von Stabilisierungsdrähten, sogenannten Retainern, um ein mögliche Rückbildung zu vermeiden. „Wir kleben dann hinter die Zähne dünne Drähte, die von außen nicht sichtbar sind“, sagt Brauner. Alternativ gibt es herausnehmbare Schienen oder Spangen für die Nacht.

Lose Spangen können sogar mit Glitzer und kleinen Bildern verziert sein

In puncto Technik und Ästhetik hat sich einiges getan. „Selbstligierende (selbststeuernde) Brackets verkürzen die Behandlung oft spürbar“, sagt Kirbschus. Denn dank der hoch elastischen Drähte reichen zur Bewegung der Zähne geringere Kräfte aus. Zahnfarbene Keramik-Brackets oder innen liegende Spangen fallen optisch kaum auf. „Zudem gibt es für Kinder inzwischen eine große Palette an losen Spangen in unterschiedlichen Farben, mit Glitzer oder kleinen Bildern“, sagt Brauner.

Extras wie Keramik oder selbstligierende Systeme zahlt die Kasse nicht. „Die Kostenübernahme der Standardmodelle für Kinder und Jugendliche setzt mindestens eine Fehlstellung nach dem dritten Schweregrad der kieferorthopädischen Indikationsgruppen voraus“, sagt Brauner. Ein Eigenanteil fällt zwar auch hier an, er wird aber nach der Behandlung rückerstattet. „Dieser liegt über die gesamte Zeit etwa zwischen 400 bis 500 Euro“, so Kirbschus. Extraleistungen hingegen, etwa die Versiegelung und die Retainer, müssen voll selbst getragen werden. „Im Schnitt sind das 1000 bis 2000 Euro“, so Kirbschus.