Oxford .

Ein von Hausstaubmilben gebildetes Molekül könnte ein bedeutsamer Faktor bei der Ausbildung von Neurodermitis sein, erklären Forscher im Fachmagazin „Science Translational Medicine“. Bei ihren Untersuchungen stießen sie auch auf ein Protein, das neue Ansatzpunkte für Therapien liefern könnte.

Von Neurodermitis sind vor allem Kinder in den Industriestaaten betroffen: Etwa 15 Prozent von ihnen erkranken. Bei ihnen ist die Barrierefunktion der Haut gestört. Allergene können leichter eindringen, es entstehen rascher Entzündungen. Die genauen Ursachen sind bisher unklar. Zu den Symptomen zählen rote, schuppende Ekzeme auf der Haut und starker Juckreiz. Sie lassen sich inzwischen recht gut behandeln – heilbar ist die in Schüben verlaufende Erkrankung jedoch bisher nicht.

Die Wissenschaftler um Rachael Jarrett von der britischen Universität Oxford hatten Haut- und Blutproben von Neurodermitis-Patienten untersucht. Sie fanden heraus, dass ein von Hausstaubmilben produziertes Enzym, die Phospholipase, als Allergen wirkt. Sie verändert Phospholipide der menschlichen Haut, die wiederum bestimmte T-Zellen des Immunsystems mobilisieren und Entzündungsreaktionen in der Haut fördern. Hausstaubmilben ausgesetzte Neurodermitis-Patienten wiesen in der Studie eine höhere Phospholipase-Aktivität und mehr reaktive T-Zellen in der Haut auf als gesunde Teilnehmer. Milben gedeihen besonders gut in Betten, weil es dort warm und etwas feucht ist. Bis zu 1,5 Millionen können in einem Bett leben.

Weitere Analysen zeigten, dass intaktes sogenanntes Filaggrin sowohl die Enzym- als auch die T-Zell-Aktivierung abblocken kann. Filaggrine sind an Verhornungsprozessen beteiligte Proteine, die äußere Hautschichten mechanisch stabiler machen. Das Protein wirke offenbar nicht nur als mechanische Barriere, sondern auch als Schutz gegen von Allergenen provozierte Entzündungsreaktionen der Haut, erläutern die Forscher.

Diese hemmende Wirkung des Filaggrins sei ein interessanter neuer Aspekt, erklärt Margitta Worm, Leiterin der Hochschulambulanz des Allergie-Centrums-Charité in Berlin. Allerdings mangele es an bestätigenden Untersuchungen. „Von einem klinischen Nutzen sind wir noch weit entfernt“, betont sie.