Wer ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen will, braucht einen Bausparvertrag. Diese Vorstellung ist tief im Bewusstsein der Deutschen verankert. Doch in Zeiten niedriger Zinsen geraten auch solche Vorstellungen ins Wanken. Jahrzehntelang warben die Bausparkassen mit niedrigen Zinsen, die man sich als Bausparer sichern kann. Zusätzlich gibt es noch eine Verzinsung des Guthabens in der mehrjährigen Ansparphase, bevor ein Bauspardarlehenzugeteilt, also in Anspruch genommen werden kann. Doch dieses Modell geht jetzt nicht mehr auf.

Denn wer jetzt einen zuteilungsreifen Vertrag hat, muss für das Darlehen in der Regel deutlich höhere Zinsen als bei der Bank zahlen. „In einem solchen Fall ist es nicht ratsam, das Bauspardarlehen in Anspruch zu nehmen“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. „Man verwendet dann nur das Bausparguthaben für das Vorhaben.“ Eventuell kann es aber sinnvoll sein, das Darlehen – auch um den Preis höherer Zinsen – in Anspruch zu nehmen, wenn dadurch verhindert wird, dass bestimmte Finanzierungsgrenzen beim Hauptkredit überschritten werden.

Inzwischen haben die Bausparkassenauf die Entwicklung reagiert und werben mit niedrigen Zinsen von 1,4 Prozent. Da niemand weiß, wie hoch die Zinsen in einigen sieben oder zehn Jahren sein werden, kann ein Neuabschluss durchaus sinnvoll sein, wenn man eine Immobilie erwerben möchte. „Doch wer sich die sehr niedrigen Zinsen sichert, muss dann auch eine hohe Tilgungsleistung erbringen, die bis zu acht Prozent ausmachen kann“, sagt Herbst. Eine solche Rate würde ein Kreditnehmer bei einem Bankdarlehen kaum wählen. Schon aus diesem Grund kann ein Bauspardarlehen immer nur eine Ergänzung der Finanzierung sein. Es gibt auch Bauspartarife mit geringerer Tilgung, aber dann steigen auch die Darlehenszinsen auf mehr als zwei Prozent. Der Vorteil eines Bauspardarlehens ist, dass es schneller als eine Hypothek von der Bank abbezahlt ist.

Oft wurde aber ein Bausparvertrag auch ohne konkrete Absichten abgeschlossen, etwa um die vom Arbeitgeber gezahlten vermögenswirksamen Leistungen anzusparen. Das kann sinnvoll sein, wenn man dafür die Wohnungsbauprämie oder die Arbeitnehmersparzulage bekommtwas abhängig vom Einkommen ist. Auch die Spardisziplin wird durch einen solchen Vertrag gefördert, denn das Geld ist von einem Tagesgeldkonto schneller zurückgeholtals aus einem Bausparvertrag. Aber jeder Bausparvertrag kostet zunächst Geld. Bis zu 1,6 Prozent der Bausparsumme wird als Provision fällig, und die Zinsen in der Ansparphase sind inzwischen sehr niedrig.