Mein Haus wird ein Bethaus für alle Völker!“, sagt der Prophet Jesaja im Kapitel 56, Vers 7 im Alten Testament. Für Julia Hillebrand, Jahrgang 1974, die als angehende Doktorandin der Evangelischen Theologie aus Mainz vorübergehend nach Hamburg gekommen ist – „weil sich hier die für mich beste Bi­bliothek befindet“ – haben diese Worte eine tiefe Bedeutung.

„Kein Fremder soll sich ausgeschlossen fühlen!“, sagt sie. Deshalb hat sie auch vor ein paar Tagen spontan am Michel vorbeigeschaut, um sich vielleicht nützlich machen zu können. Sie konnte und spielt seitdem zwei Stunden täglich mit den Kindern der 40 Roma vom Balkan, die gegen die drohende Abschiebung mit einer Besetzung des Hamburger Wahrzeichens protestierten und seit zwei Wochen im Gemeindehaus leben.

Die Kinder finden sie überaus lustig, denn Julia Hillebrand kann unter anderem auch prima Grimassen schneiden. Sie war in ihrem früheren Leben ja auch einmal Schauspielerin, Vagabundin und Lebenskünstlerin, die längere Zeit in Irland und Italien lebte, bevor sie sich dazu entschloss, „doch mal etwas Ernsthaftes für den Kopf zu machen und ihr Abitur zu nutzen. Inzwischen ist sie nicht nur Theologin, sondern auch verheiratet und selbst zweifache Mutter.

„Und alle deine Kinder gelehrt vom Herrn und großen Frieden deinen Kindern“, sagt sie (Jesaja 54, 13), „ja, das ist unsere Menschenpflicht.“ (ale)