Hamburg. Stadt und Kläger bei Streit um Sophienterrasse vor Kompromiss. Unklarheit über angebliche Riesenunterkunft in Neugraben

Lutz Kastendieck

Der Durchbruch scheint geschafft: Im Streit um die geplante Flüchtlingsunterkunft an der Sophienterrasse in Harvestehude stehen die Stadt und klagende Anwohner vor einer Einigung. Nach Abendblatt-Informationen wird seit zwei Wochen verhandelt. Dem Sender NDR 90,3 sagte Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD), er gehe davon aus, dass in den nächsten Tagen ein Kompromiss erzielt werde.

Der Vergleich sehe vor, dass 190 statt geplanter 220 Flüchtlinge in das ehemalige Kreiswehrersatzamt an der Außenalster ziehen – überwiegend Familien aus Krisengebieten, berichtet „Spiegel Online“. Ein Zaun und eine auf zehn Jahre begrenzte Unterbringung seien Bedingungen gewesen. Wie berichtet, gilt seit Januar ein vom Verwaltungsgericht verhängter Baustopp an der Sophienterrasse.

Unterdessen erwägen Hamburger Stellen offenbar die Errichtung der bisher größten Flüchtlingsunterkunft in Hamburg. Sie könnte an der Straße Am Aschenland in Neugraben-Fischbek entstehen. Wie berichtet, plant die Stadt dort eine Erstaufnahmeeinrichtung, die nach offiziellen Angaben maximal 3000 Flüchtlinge aufnehmen könnte. Nach Abendblatt-Informationen wurden aber mehrere Fachleute damit beauftragt, ein Konzept für die Wasser- und Energieversorgung von 5000 Asylbewerbern zu erstellen. Sollte die Stadt das Gelände eines ehemaligen OBI-Baumarkts am Geutensweg ankaufen können, bestünde danach sogar die Option, auf dem Areal bis zu 7000 Flüchtlinge unterzubringen.

Die Fachbehörden stehen der Idee einer solchen Riesenunterkunft jedoch skeptisch gegenüber. „Wir prüfen den genannten Standort, wie viele andere auch. Ich gehe momentan aber davon aus, dass dort maximal 3000 Menschen untergebracht werden können“, teilte Sprecher Frank Reschreiter gestern mit. Dies entspricht dem Ziel von Innensenator Michael Neumann (SPD), in jedem Hamburger Bezirk eine Großunterkunft mit 2000 bis 3000 Plätzen zu schaffen. Reschreiter will jedoch nicht ausschließen, dass auf dem benachbarten Gelände weitere Unterkünfte der Sozialbehörde entstehen könnten. Nach Abendblatt-Informationen bestehen aber auch in der Sozialbehörde massive Bedenken gegen ein Flüchtlingsdorf mit mehr als 3000 Plätzen. Ein Camp dieser Größe sei „nicht mehr zu beherrschen“.

Unterdessen bleibt die akute Flüchtlingslage angespannt. Seit Wochenbeginn trafen teilweise rund 350 Schutzsuchende pro Tag in Hamburg ein. Da sich Dänemark der Aufnahme weiterer Flüchtlinge verwehrt, fuhren die Züge von Hamburg nach Kopenhagen am Donnerstag nur bis zur Grenze. Flüchtlinge wichen auf Fähren aus, um nach Schweden zu gelangen.

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