Hamburg. Das größte reisende Mittelalter-Kulturfestival der Welt kommt am kommenden Wochenende nach Hamburg-Öjendorf und hat vor allem für Kinder reichlich zu bieten.

Knappe Leon, hiermit schlage ich dich zum Ritter Leon! Diese Worte von Veranstalterin Tammy galten beim letzten Mittelalterlich Phantasie Spectaculum (MPS) nicht nur dem neunjährigen Nachwuchs-Edelmann, sondern auch vielen anderen Kindern, die erfolgreich am Ritterturnier teilgenommen hatten. Am kommenden Wochenende (5. und 6. September) kommt das größte reisende Mittelalter-Kulturfestival der Welt nach Hamburg in den Öjendorfer Volkspark – und natürlich erwarten die Gastgeber auch dort viele Kinder, die in Leons Fußstapfen treten wollen.

Die jungen Kämpfer werden mit Schwert, Lanze und Steckenpferd ausgestattet. Zuerst müssen sie verschiedene Übungen und dann ein Turnier bestehen. Wenn die Kids alle Aufgaben absolviert haben, werden sie zum Ritter geschlagen – ganz feierlich wie früher im Mittelalter mit einem Schwert von einer Schulter zur anderen. „Die Aufgaben sind gar nicht so einfach, koordinatorische Fähigkeiten sind gefragt“, sagt Wolfgang Fuck, der die Veranstaltung mit organisiert. So muss mit der Lanze, die am Ende natürlich kindergerecht mit Schaumstoff versehen ist, ein Ritterhelm getroffen werden, der an der Seite des Parcours befestigt ist. Oder der Schild einer Figur, die dann herumschwingt und vor dessen Ketten sich die angehenden Ritter dann schnell ducken müssen.

Viele Programmpunkte sind speziell auf Kinder ausgerichtet

Doch diese rund 20 Minuten dauernde Prozedur, die täglich dreimal stattfindet, ist längst nicht die einzige Attraktion des Spektakels. Auf einer Fläche von etwa 20 Fußballfeldern warten mehr als 150 Marktstände, über 100 Heerlager, nonstop Livemusik auf fünf Bühnen, Gaukler, Feuerkünstler, Zauberer, Stelzenläufer, die historische Feldschmiede, Fechtkämpfe und Ritterturniere auf die Besucher, bei denen Stuntmen auf echten Pferden in Gefechten mit Schwert, Schild, Morgenstern und Spießen eine tolle Show hinlegen. Die meisten Programmpunkte bringen Jung und Alt zum Staunen, doch viele sind speziell auf Kinder ausgerichtet.

So kann sich der Nachwuchs in der Handwerkskunst „ausbilden“ lassen, zum Beispiel beim Bällefilzen, Töpfern, Wollspinnen oder Kerzenziehen. Vielleicht begegnet einem auf dem Festivalgelände auch der Stelzenläufer Gawan, der aus seinem magischen Stecken für alle Kinder Murmeln hervorzaubern kann. Für sehr nette Kinder sogar sehr große Murmeln, sagt Gawan. Sehr beliebt ist auch der Falkner Achim. Seine Vögel sind speziell für die Arbeit mit Kindern ausgebildet und dürfen von den Besuchern gestreichelt werden. Und das vielleicht größte Bällchenbad der Welt mit 250.000 goldenen Bällen lässt jeden vergleichbaren Aufbau wie eine Miniaturversion erscheinen.

Wer sich dort jedoch zu lange ausruht, verpasst womöglich den großen Zauberer Orlando von Godenhaven, der auf der Gauklerbühne auftritt. Er hat jede Menge Tricks drauf, die gerade Kinder immer wieder verzücken. Sein berühmtester Kniff: Der Magier lässt Münzen verschwinden und zaubert diese aus den Ohren der kleinen Zuschauer wieder hervor! Nicht weniger spektakulär sind die Darbietungen des Gauklers Lupus, der gleichzeitig mit bis zu sieben Bällen jongliert – das gibt es auf der ganzen Welt nur selten. Nur der Kraftjongleuer Bagatelli, der auf der Kinderbühne auftritt, kann diese Kunststücke noch toppen: Er jongliert mit Wagenrädern und anderen großen Gegenständen und soll angeblich sogar ein Spiegelei dabei zubereiten können. Am Hexenbad finden regelmäßig Gerichtsverhandlungen und Urteilsvollstreckungen statt, bei denen die Schuldigen unter dem Gelächter der Kinder in einen übergroßen Badezuber plumpsen. Für die Kleinsten spielt das Puppentheater Kiepenkasper an beiden Tagen verschiedene Stücke. Und zum Austoben gibt es Strohspielplätze.

Die beste Verkleidung wird vom Publikum gekürt und prämiert

Das MPS, das in diesem Jahr unter dem Motto „Sei was du willst“ auf Tour geht, freut sich auf viele Besucher in mittelalterlichen und fantastischen Gewandungen. Denn einmal an jedem Tag lädt Bruder Rectus Ritter, Orks, Hobbits, Burgfräuleins, Piraten und andere Kreaturen zur Kampfplatzbühne ein, wo die drei bestkostümierten Besucher vom anwesenden Publikum gekürt und mit Gold überschüttet werden. Wer keine Verkleidung hat, kann natürlich auch ganz normal angezogen kommen oder sich an den Ständen mit mittelalterlichen Kostümen eindecken.

Rund 10.000 Sitzplätze unter Sonnensegeln und an den Bühnen und Arenen laden zum Rasten und Entspannen ein, und zahlreiche Tavernen, Kaffeestände, die Kuhmilch- und Kakao-Kaschemme und Garküchen sorgen für das leibliche Wohl. Aber wer will schon Kakao trinken, wenn er zum Ritter geschlagen werden kann ...