Offenbach . Große Teile Deutschlands wurden von heftigen Unwettern heimgesucht. Besonders hart traf es das rheinhessische Framersheim.

Heftige Unwetter sorgen über großen Teilen Deutschlands für Temperaturstürze und beträchtliche Schäden: Wirbelstürme und Gewitter haben in weiten Regionen für Verwüstung gesorgt. Kaputte Dächer, umgestürzte Bäume und vollgelaufene Keller wurden vor allem südlich des Mains und im Osten des Landes gemeldet. Mehrere Menschen wurden - zumeist leicht - verletzt. Besonders hart traf es das rheinhessische Framersheim, wo am Dienstagabend ein Tornado wütete.

Der Schaden wurde am Mittwoch auf mindestens fünf Millionen Euro geschätzt. An die 100 Häuser seien beschädigt worden, sagte Ortsbürgermeister Ulrich Armbrüster am Morgen der Deutschen Presse-Agentur. Die Spanne reiche von einzelnen weggeflogenen Ziegeln über ganze weggerissene Dächer bis hin zu teilweise oder komplett eingestürzten Gebäuden. Einige Menschen wurden von umherfliegenden Gegenständen und beim Aufräumen leicht verletzt. Um ein genaues Bild der Zerstörung zu erhalten, sollte der 1600-Einwohner-Ort am Mittwoch überflogen werden.

Schwere Gewitter beenden Hitzewelle

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage hatten schwere Gewitter vielerorts in Deutschland die Hitze abrupt beendet. In Hessisch-Lichtenau richtete ein Blitzeinschlag der Polizei zufolge in einem Wohnhaus 150 000 Euro Schaden an. Ebenso hoch war der Schaden im niedersächsischen Harsum, wo ein Feuer den Dachstuhl eines Hauses zerstörte. Verletzt wurde niemand: Die Familie war im Urlaub. Auf der Autobahn 7 bei Northeim gerieten bei schlechtem Wetter zwei Autos ins Schleudern und überschlugen sich. Die beiden Fahrer wurden verletzt und kamen in Krankenhäuser.

Wissenswertes zum Sommer

Sommeranfang

Für Meteorologen beginnt er wegen der einfacheren Berechnung von Monatsstatistiken am 1. Juni. Der astronomische (und kalendarische) Sommeranfang wird nach dem Sonnenstand angegeben. Auf der Nordhalbkugel ist es 2015 am 21. Juni um 18.38 Uhr MESZ soweit.

Sommersonnenwende

Der 21. Juni gilt als längster Tag des Jahres. In Deutschland reicht die Spanne von knapp 16 Stunden Helligkeit in den bayerischen Alpen bis zu mehr als 17 an der dänischen Grenze. Feiern zur Mittsommernacht sind besonders in nordischen Ländern beliebt.

Sommerzeit

Zweimal im Jahr wird in Deutschland die Zeit umgestellt. Seit 1996 drehen alle EU-Länder die Uhren im März auf die Sommerzeit vor und Ende Oktober eine Stunde zurück - hierzulande genau geregelt im „Gesetz über die Einheiten im Messwesen und die Zeitbestimmung“.

Sommerferien

Die sechs Wochen ohne Schule beginnen in Deutschland nach einem rotierenden System von Bundesland zu Bundesland an anderen Terminen. 2015 haben die Nordrhein-Westfalen die Nase vorn und starten am 29. Juni. Schlusslicht sind die Bayern, wo erst am 1. August die Ferien anfangen.

Sommertag

Meteorologen sprechen von einem „Sommertag“, wenn die Tageshöchsttemperatur mindestens 25 Grad Celsius erreicht. Bei 30 Grad und darüber ist es für Wetterexperten ein „heißer Tag“.

Rekordsommer

Mit wochenlanger Gluthitze brach 2003 Hoch „Michaela“ den deutschen Hitzerekord. In Perl-Nennig an der Saar registrierte der Wetterdienst Meteomedia am 8. August 40,3 Grad. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab 40,2 Grad an, die er im August gleich dreimal maß. 2003 brachte auch den heißesten Juni seit 1901. Das Tagesmittel lag bundesweit mit 19,1 Grad 3,7 Grad über dem Monatsschnitt.

Sommergewitter

Im Juli und August sind schwere Wärmegewitter mit Windböen und Starkregen keine Seltenheit. Ursache ist feuchte Luft am Boden, die von der Sonne erhitzt aufsteigt und Gewitterwolken bildet. Oft fällt die Temperatur in kurzer Zeit örtlich um bis zu 15 Grad.

Sommersmog

Er entsteht hierzulande seit den 1970er Jahren bei sommerlichen Hochdrucklagen unter intensiver Sonnenstrahlung vor allem aus Stickoxiden, die aus Autoabgasen stammen. Dabei bildet sich das Reizgas Ozon (O3).

Altweibersommer

Eine beständige Hochdruck-Wetterlage kann im Herbst noch einmal warme Tage bringen. Namensgeber des Altweibersommers sind kleine Spinnen. Bei hohem Luftdruck weben (altdeutsch: weiben) sie Flugfäden und lassen sich daran durch die Luft treiben.

Sommerhit

Der 40 Jahre alte Klassiker „Wann wird's mal wieder richtig Sommer?“ von Rudi Carrell (1934-2006) erklingt oft im Radio, wenn Regenwetter nur vom Sommer träumen lässt. In der Cover-Version des Steve-Goodman-Songs „City of New Orleans“ wünschte der Showmaster „Sonnenschein von Juni bis September, und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr“.

Yann Sommer

In der Fußballbundesliga wurde die Schweizer Nummer 1 bei Borussia Mönchengladbach zu einem der besten Torhüter der zurückliegenden Saison. Der 26-Jährige wehrte 84 Prozent der Bälle ab, die auf sein Tor kamen, und erreichte damit einen Ligabestwert.

Elke Sommer

Die 74 Jahre alte Schauspielerin („Das Mädchen und der Staatsanwalt“, „Unter Geiern“) galt einst als deutsche Antwort auf Brigitte Bardot. Später startete sie eine zweite Karriere als Malerin und zog Bilanz in ihrer Biografie „Unter uns Pfarrerstöchtern“.

Doktor Sommer

Von 1969 bis 1984 beriet der Psychotherapeut und Autor Martin Goldstein (1927-2012) als „Dr. Sommer“ junge Leser der Jugendzeitschrift „Bravo“ in Fragen zu Liebe, Sex und Zärtlichkeit. Wöchentlich bekam die Redaktion tausende Briefe. Ein ganzes Team musste sie nach Goldsteins Vorgaben „unverklemmt“ beantworten.

1/13

In Niederbayern zählte die Polizei zwischen 22.00 Uhr und 5.00 Uhr 120 Notrufe, 68 Mal rückten Einsatzkräfte aus. Bäume seien umgefallen und hätten Straßen und Schienen blockiert. In Oberfranken prallte ein Auto gegen einen umgestürzten Baum. Ein Insasse wurde schwer, die anderen drei leicht verletzt. In Buchloe im Allgäu schlug ein Blitz in den Schornstein eines Hauses ein und zerstörte die Hauselektrik. Eine Scheune brannte im nahen Wiedergeltingen nach einem Blitzschlag komplett ab, der Schaden wird auf 100 000 Euro geschätzt.

Neuer Temperaturrekord in Deutschland: 40,3 Grad!

Stromausfälle meldete die Polizei aus dem brandenburgischen Luckenwalde und dem baden-württembergischen Weinheim. Drei Hochspannungsmasten brachte der Sturm in Seegebiet Mansfelder Land in Sachsen-Anhalt zu Fall - 1800 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. In Kelbra kippte im Sturm ein Wohnwagen um, dabei wurde ein Mensch schwer und ein weiterer leicht verletzt. Faustgroße Hagelkörner zerstörten den Angaben zufolge Vor- und Garagendächer, Straßen wurden überflutet. Rund 400 Feuerwehrmänner waren im betroffenen Landkreis im Einsatz.

Auch im benachbarten Tschechien und Polen wüteten Unwetter. Ein Mann kam im Südwesten Polens ums Leben, als ein Baum auf sein Auto stürzte, teilte der Rettungsdienst am Mittwoch mit. Die Feuerwehr musste in der Region fast 500 Mal ausrücken, um umgestürzte Bäume zu entfernen und vollgelaufene Keller auszupumpen.

Die Unwetter bringen Abkühlung für Deutschland: Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge soll es einen Temperatursturz um teils mehr als zehn Grad geben. Am Mittwoch steige das Thermometer nur noch auf durchschnittlich 20 Grad, vereinzelt seien bis zu 25 Grad drin.

Nordhessen: Zahlreiche Bahnstrecken gesperrt

Nach heftigen Gewittern gibt es in Nordhessen anhaltende Probleme im Zugverkehr. Zwei Regiotram-Strecken waren am Mittwochvormittag noch immer gesperrt, wann dort wieder Züge fahren können, ist nach Angaben der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft AG unklar. Grund sind demnach ein Blitzeinschlag und eine beschädigte Oberleitung, auf die am Dienstagabend ein Baum gestürzt war. Die Züge verkehren normalerweise zwischen Kassel und Melsungen sowie Kassel und Schwalmstadt. Fahrgäste sollen nun mit Ersatzbussen transportiert werden. Auf weiteren Regiotram-Strecken gibt es Verspätungen.

Zudem sorgten Sturmschäden auf der Bahn-Strecke zwischen Kassel und Halle (Saale) für Behinderungen. Wie eine Bahn-Sprecherin sagte, sind bei Halle Masten eines Energieversorgers auf die Oberleitungen gefallen. Der Fernverkehr werde weiträumig umgeleitet, der Regionalverkehr aus Richtung Kassel ende in Eisleben (Kreis Mansfeld-Südharz). Wann die Strecken wieder freigegeben werden, sei unklar, sagte eine Bahnsprecherin in Leipzig.

(dpa)