Bisher gibt es aus Moskau nur ein verbales Vorgeplänkel

Merkwürdige Sachen gibt es. Mitten in die Griechen-Krise hat Finanzminister Varoufakis eine Einladung für den 22. September als Hauptredner der Moskauer Biennale für zeitgenössische Kunst erhalten. Man habe ihn eingeladen, weil das Kunstfestival auch für politische und soziale Probleme in der Region Lösungen suchen wolle. Nachtigall, ick hör dir trapsen, könnte man da sagen. Wenn Varoufakis kulturpolitisch reden sollte, wäre ihm durchaus ein Vortrag über Goethes Faust II zu empfehlen, wo der deutsche Professor nach dem Tod Gretchens vom Teufel in die griechische Welt der schönen Helena entführt wird. Statt Knittelversen spricht er in klassischem Versmaß, und die Pointe könnte sein, dass Mephisto den Faust das Papiergeld erfinden lässt (also eine Art Drachme oder auch griechische Staatsanleihe), die als Luftnummer den drohenden Staatsbankrott abwenden soll.

Im Ernst: In Wahrheit passt die Meldung eher mit einer anderen zusammen, nämlich der Aufforderung des Nato-Generalsekretärs Stoltenberg, der Athen ausgerechnet in der schwersten Finanzkrise zu Aufrüstung und Erhöhung der Nato-Zahlungen mahnt. Das tut übrigens auch Obama, und da zeigt sich, dass das griechische Theater durchaus eine neue Veranstaltung im alten Kalten Krieg ist. So hat jetzt Russlands Parlament eine Untersuchung angeordnet, ob die Balten überhaupt das Recht hatten, aus der Russischen Föderation auszutreten. Treuherzig versicherte der Duma-Präsi-dent, man müsse alles untersuchen, wonach es Anfragen gebe.

Der Grund dieser ganzen Rollback-Versuche hängt mit Putins Ziel zusammen, die „Schmach“ der Auflösung des Russischen Reichs nach und nach zurückzunehmen. Und Griechenland ist da ein einmaliger europäischer Fall. 1945, als der Zweite Weltkrieg zu Ende schien, tobte in Griechenland ein blutiger Krieg zwischen der britischen Armee und den kommunistischen Partisanen. Churchill nämlich war entschlossen, Griechenland nicht hinter den Eisernen Vorhang fallen zu lassen. Wegen der Bodenschätze im Nahen Osten und wegen der Abgrenzung der UdSSR durch die Türkei und Griechenland. Premier Tsipras ist mit seinem Linksbündnis ein überzeugter Nachfolger der Bürgerkriegspartei ELAS. So verstecken sich hinter neuen Krisen alte, ewig schwärende Konflikte.