Eine Mutter will sie per Petition abschaffen. Der Druck für Kinder sei zu groß. Verbieten wir auch bald das Sackhüpfen beim Kinderfest?

Es klingt nach Mittelalter, nach Hexenverbrennungen und all dem Ungemütlichen Drum und Dran der Geschichte. Kinder würden „öffentlich gedemütigt“. Von Zwang ist die Rede, von Druck. Alles Böse sieht eine Mutter aus Konstanz vereint in den Bundesjugendspielen, die einst Reichsjugendspiele hießen, im alten Rom noch Gladiatorenkämpfe, und bei denen in meiner Jugend mein Kumpel Niels in der letzten Runde den Staffelstab verlor und Matze übel war von all den Traubenzuckerbonbons. Christine Finke will die Bundesjugendspiele nun per Petition an den Bundestag abschaffen. Sie tue dies für alle Kinder, „die abends vor Bundesjugendspielen mit Bauchschmerzen ins Bett gehen“, schreibt sie in ihrem Blog „Mama arbeitet“. 6278 haben die Petition schon unterschrieben.

Das Leben ist nicht leicht. Als Kind sowieso nicht, weil die kleinen Biester echte Asis sein können, wenn sie den Klassenstreber in der Mädchentoilette einsperren oder den Dicken beim Fußball nicht mitkicken lassen. Und überhaupt: dieser Zwang, dieser Druck! Aber, hey. Auch wenn ich so gelenkig war wie ein Stahlträger und so kraftvoll wie ein Fladenbrot, habe ich schlechte Noten im Geräteturnen durch Dribblings mit dem Ball wettgemacht.

Doch das Thema ist zu ernst, um sich nur zu amüsieren. Wenn unsportliche Kinder als Loser bei Jugendspielen weinend in der Ecke stehen, müssen wir noch viel lernen. Aber machen Verbote die Welt gerechter? Verbieten wir bald Sackhüpfen auf Kinderfesten, weil der dicke Paul immer stolpert?

Ein Wettkampf ist nicht „bäh“. Und ein Kind darf ihn auch annehmen, wenn es keine Chancen auf den Titel hat. Was Deutschland braucht, ist eine Petition gegen unsere Idee von Leistung, die nur danach fragt, wer Erster ist oder die beste Note hat. Ein Team zu begeistern, ist auch eine Leistung. Den inneren Schweinehund zu überwinden oder die eigene Bestzeit zu toppen, sowieso. Darüber müssen Lehrer und Eltern mit den Kindern reden. Wer Bundesjugendspiele abschafft, verpasst eine Chance für diese guten Gespräche.