Hamburg. Ausstand beginnt heute mit Güterverkehr. Bahn erarbeitet Notfallfahrpläne und rechnet mit „starken Beeinträchtigungen“

Passagiere der Deutschen Bahn müssen sich in dieser Woche auf einen sechstägigen Streik einstellen. Wie die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am Sonntag mitteilte, treten Lokführer und Zugbegleiter von Dienstagmorgen um 2 Uhr bis Sonntagmorgen um 9 Uhr in den Ausstand. Bereits am heutigen Montag um 15 Uhr beginnt demnach der Streik im Güterverkehr der Deutschen Bahn. Dieser endet ebenfalls am Sonntag.

Am Donnerstag hatte die GDL ein Tarifangebot der Bahn zurückgewiesen und angekündigt, „richtig lange“ zu streiken. In der Ankündigung vom Sonntag erklärte die Gewerkschaft, das Spitzengespräch am vergangenen Mittwoch sei, „wie viele Verhandlungen zuvor, ergebnislos verlaufen“. Die DB-Verhandlungsführer lehnten es laut GDL nach wie vor ab, „Tarifverträge zu schaffen, die für alle Mitglieder des Zugpersonals in den Eisenbahnverkehrsunternehmen der DB gelten“. Jetzt schaltet sich die Kanzlerin in den Tarifkampf ein. Angela Merkel (60, CDU) mahnte die Gewerkschaft GDL, Tarifauseinandersetzungen müssten verhältnismäßig sein. „Es gibt eine Gesamtverantwortung“, sagte Merkel.​

Die Bahn nannte den Streik „absolut unangemessen und maßlos. Damit schadet die GDL nicht nur massiv den Bahnkunden, der DB und ihren Mitarbeitern, sondern auch der deutschen Wirtschaft und der Sozialpartnerschaft“, hieß es. Über das von der Bahn am Mittwoch vorgelegte Angebot sei nicht verhandelt worden. Die GDL sei auch nicht auf das Schlichtungsangebot der Bahn eingegangen, das diese am Sonnabend unterbreitet habe.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kritisierte die Streikankündigung: „Ich habe Verständnis dafür, dass viele Bürger über das Ausmaß des Streiks verärgert sind“, sagte er der „Bild“-Zeitung.

Die Bahn kündigte an, sie werde Notfallpläne auch für Hamburg erarbeiten, um die Auswirkungen des Streiks für die Kunden so gering wie möglich zu halten. Es müsse aber mit starken Beeinträchtigungen des Zugverkehrs gerechnet werden. Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, sprach von einem „volkswirtswirtschaftlichen Schaden“ durch die Streiks, der „nicht hinnehmbar sei“.

Die GDL hatte zuvor die von der Bahn angebotene Lohnerhöhung von insgesamt 4,7 Prozent in zwei Schritten als viel zu gering zurückgewiesen. Zur Absenkung der Arbeitszeit, zur Begrenzung von Überstunden und zu weiteren Streitthemen habe die Bahn gar keine Angebote gemacht.

Die Bahn hatte dies zurückgewiesen und erklärt, es habe sehr wohl Angebote zur Entlastung gegeben, „zum Beispiel durch zusätzliche Einstellung von 300 Lokführern oder durch individuelle Arbeitszeit- und Schichtplangestaltung“. Über höhere Löhne sei in den Gesprächen überhaupt noch nicht verhandelt worden. (HA)