Alex Garland, Autor des Romans „Der Strand“ und des Science-Fiction Films „28 Days Later“, kombiniert in seinem Regiedebüt große Menschheitszukunftsfragen mit dem guten alten Kammerspiel und einem Beziehungsdreieck.

Sie heißen Ava, Maria und Samantha. Und sie heißen Chappie, Will und Terminator. Das Erstaunliche an den künstlichen Menschen, die das Kino in immer größerer Dichte bevölkern, ist nicht, dass sie menschliche Namen erhalten. Das Erstaunliche ist, dass man sie weiterhin in weiblich und männlich einteilt. Künstliche Lebewesen haben das doch eigentlich nicht nötig, oder?

Nathan (Oscar Isaac), ein öffentlichkeitsscheuer Suchmaschinen-Mogul, gibt in dem Science-Fiction Drama „Ex Machina“ eine zweigeteilte Antwort auf diese Frage. Zum einen habe alles in der Natur ein Geschlecht (ein interessantes Argument, setzt es doch die Aufnahme von Robotern unter das „Natürliche“ voraus), und zum anderen bedürfe es eines Anreizes, um eine Kontaktaufnahme auszulösen. Die Frage stammte von einem Mann, von dem jungen Programmierer Caleb (Domhnall Gleeson), der auserwählt worden ist, eine Woche bei seinem legendären Arbeitgeber in der Natureinsamkeit zu verbringen.

Caleb soll an einem Turing-Test teilnehmen, bei dem es darum geht, ob eine Maschine einen Menschen bei der Kommunikation per Tastatur und Bildschirm davon überzeugen kann, dass sie ein Mensch sei. Nathans Android ist allerdings ganz offenbar eine Maschine, bei der Metallskelett und Kabel durchschimmern, aber es ist eine mit weiblichen Formen, makelloser Haut und dem Gesicht eines Engels. Und: Caleb soll herausfinden, ob Ava (worin Eva und Avatar stecken und sicher auch Ava Gardner) auch so etwas besitzt wie Gefühle und Meinungen, ein Bewusstsein von sich selbst.

Alex Garland, Autor des Romans „Der Strand“ und des Science-Fiction Films „28 Days Later“, kombiniert in seinem Regiedebüt große Menschheitszukunftsfragen mit dem guten alten Kammerspiel und einem Beziehungsdreieck. Nathan, das durchgeknallte Genie, braucht einen Praxistest für seine Kreation, Caleb will dem großen Zampano gefallen, und Ava ... ja, das ist eigentlich der Kern der Geschichte: Kann Ava überhaupt eigene Ziele haben?

Zu Beginn ist sie ein im wahrsten Sinne unbeschriebenes Blatt, eine zweckgebundene Schöpfung, denn Nathan hat sie (wozu ist man Herr der Suchmaschinen!) nach den Präferenzen geschaffen, die sich aus Calebs Besuchen von Porno-Seiten ergaben. Damit führt Garland ein sexuelles Element in die Beziehung ein, das in der Mensch-Maschinen-Literatur bisher kaum eine Rolle spielte. Zu Avas Emanzipationsprozess von der Maschine hin zum Menschen gehört nicht allein der Intellekt, nicht nur das Entwickeln von Gefühlen, sondern auch die Konstruktion sexueller Attraktion. Ava – gespielt von der sehr reinen, sehr ernsthaften Schwedin Alicia Vikander – fängt an zu flirten, scheint vor unseren Augen zu begreifen, was Weiblichkeit bedeutet. Geschlechtsverkehr mit Robotern ist also ab sofort möglich. Im Prinzip wenigstens.

Ex Machina GB 108 Minuter, ab 12 Jahren, Regie: Alex Garland, Darsteller: Alicia Vikander, Oscar Isaac, Domhnall Gleeson, Sonoya Mizuno, täglich im Cinemaxx Dammtor, Studio-Kino, UCI Mundsburg