Schon fast 200.000 Unterstützer haben eine Online-Petition unterezeichnet. Gegen den Mediziner aus Bayern Strafbefehl wegen Gefährdung des Straßenverkehrs erlassen wollen – nach einem Notfall-Einsatz.

Hamburg/Neuburg. Ein Strafbefehl gegen einen bayerischen Notarzt hat im Internet einen Proteststurm entfacht. Fast 200.000 Menschen fordern in einer Online-Petition einen „Freispruch“ für den Mediziner, der wegen Gefährdung des Straßenverkehrs angezeigt worden war. Florian Jornitz aus Sasel hatte die Online-Petition gestartet.

Von dem Erfolg seiner Petition scheint Jornitz überwältigt zu sein. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er, dass in kurzer Zeit mehr Unterschriften zusammengekommen seien als gedacht: "Wir sind sogar um mehr als 1000 Unterschriften drüber und das in nur zwei Tagen. Super, hoffe es hilft ihm."

Der Notarzt war im vergangenen April von der Rettungsleitstelle Ingolstadt ins gut zehn Kilometer entfernte Karlshuld geschickt worden. Ein zweijähriges Mädchen hatte Schnellkleber verschluckt und drohte zu ersticken. Auf der Fahrt mit Blaulicht und Martinshorn musste der Mediziner mehrere Autos überholen.

Ein Autofahrer zeigte ihn an. Der Arzt bekam einen Strafbefehl über 4500 Euro wegen Verkehrsgefährdung. Außerdem droht ihm der Führerscheinentzug für sechs Monate. Er sei wegen „Straßenverkehrsgefährdung“ angezeigt worden, sagte der Mediziner der „Bild“-Zeitung. Der Autofahrer werfe ihm vor, beim Überholen eines rechts abbiegenden Autos zu weit ausgeschert zu sein. Dadurch habe dieser scharf bremsen und ausweichen müssen. „Hier sind Notrechte überschritten worden“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walter der Zeitung.

„Die Fahrt war wie jede andere“

Der 51-Jährige ist sich dagegen keiner Schuld bewusst: „Ich bin im Schnitt 85 km/h gefahren. Die Fahrt war wie jede andere. Ich habe einige Fahrzeuge überholt, andere haben geblinkt, ließen mich vorbei.“ Er habe sich keineswegs falsch verhalten. „Ich habe das getan, was ich in 5000 Einsätzen vorher auch schon getan habe. Und das kann eigentlich nicht falsch sein. Zumal ich bisher noch nie einen Unfall hatte oder irgendjemanden in Bedrängnis gebracht habe.“

Er selbst bezeichnete seine Fahrweise als zügig, aber „jederzeit kontrolliert.“ Regelmäßig absolviere er zudem ein Fahrsicherheitstraining. Die Strafe des Amtsgerichts Neuburg a.d. Donau will er deshalb nicht akzeptieren, nun kommt es zum Prozess.

Vom Zuspruch über die Online-Petition zeigte sich der Notarzt tief beeindruckt. „Es ist überwältigend“, sagte er in einem Interview des „Donaukurier“. „Das geht ja quer durch die ganze Bundesrepublik. Und wenn Dortmunder einen Bayern stützen, dann will das schon was heißen.“

Inzwischen ist auch die Münchner Generalstaatsanwalt auf den Fall aufmerksam geworden und hat nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ die Akten angefordert. Der Notarzt ist indes überzeugt, dass er unbescholten davonkommen wird. „Wenn wir unsere Argumente sauber rüberbringen können und der Richter ein vernünftiger Mensch ist – wovon ich ausgehe – , bin ich mir sicher, dass das Ganze letztendlich niedergeschlagen werden muss.“