In Harvestehude und Eppendorf gaben die Täter sich als Paketzusteller aus. Stattdessen drangen sie in die Wohnungen ein, schlugen ihre Opfer brutal nieder und raubten sie aus. Ist es eine Serie?

Hamburg. Weihnachten ist Päckchen-Zeit. Kaum eine Familie, bei der in diesen Tagen nicht der Paketzusteller klingt. Das machten sich bislang unbekannte Räuber in Hamburg zu nutze. In Harvestehude und Eppendorf gaben die Männer vor, eine Lieferung abgeben zu wollen. Stattdessen drangen sie in die Wohnungen ein, schlugen ihre Opfer brutal nieder und raubten sie aus. „Wir prüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen den Taten gibt“, sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin.

Am Sonnabend kurz nach 17 Uhr hatten sie an der Haustür eines Mehrfamilienhauses in der Erikastraße in Eppendorf geklingelt. Ein 66-jähriger Bewohner meldete sich durch die Gegensprechanlage. Weil er kein Paket erwartete, rief er seine Frau an, die gerade einkaufen war. Erst nachdem sie eine Bestellung bestätigt hatte, öffnete der Eppendorfer die Tür.

Die Ehefrau hörte am Telefon alles mit

Dann ging alles ganz schnell. Die vermeintlichen Paketzusteller drangen sofort in Wohnung ein, brachten den Bewohner zu Boden und fesselten ihn. Seine Frau, die für Rückfragen am Telefon geblieben war, hörte alles mit. Während die Täter ein Portemonnaie mit Kreditkarten und mehreren Hundert Euro Bargeld klauten, lief sie zurück nach Hause.

An der Wohnungstür traf sie auf die Täter, die sie zur Seite schubsten und flüchteten. Eine Nachbarin hatte in der Zwischenzeit bereits die Polizei benachrichtigt. Die Ehefrau fand ihren Mann gefesselt im Arbeitszimmer. Der 66-Jährige zog sich Schürfwunden zu, die von Rettungssanitätern behandelt wurden. Die Polizei löste eine Großfahndung mit sieben Streifenwagen aus. Ohne Erfolg.

Gesucht werden zwei Männer. Der eine Täter hat ein osteuropäisches Erscheinungsbild, ist etwa 30 Jahre alt, 1,75 Meter groß und hat eine muskulöse Figur. Er trägt einen Dreitagebart. Der andere Mann ist etwa 185 cm groß und schlank. Er hat längeres, helles Haar. Beide Männer trugen eine blaue Weste mit dem Aufdruck „Hermes“.

In Harvestehude fesselten die Täter ihr Opfer ans Heizungsrohr

Bereits am Freitag hatten ebenfalls zwei Unbekannte in der Oberstraße in Harvestehude an einer Wohnungstür geklingelt. Ein 53 Jahre alter Mann öffnete ihnen, nachdem sie sich als Zusteller ausgegeben hatten. Die beiden Männer schlugen ihm so stark auf den Kopf, dass er das Bewusstsein verlor. Danach fesselten sie ihn an ein Heizungsrohr, verklebten seinen Mund mit Klebeband. Als seine Lebensgefährtin nach Hause zurückkehrte, fand sie ihren Freund blutend auf dem Fußboden liegen. Sie befreite ihn und rief die Polizei. Die Täter waren da schon mit Bargeld, Schmuck und Uhren über alle Berge.

Hinweise nimmt die Verbindungsstelle im Landeskriminalamt unter Tel. 040/428656789 entgegen. Erschwerend sei, dass es im ersten Fall keine Täterbeschreibung gebe, da das Opfer sofort bewusstlos geschlagen wurde, so Polizeisprecher Schöpflin. Hier könne man nur anhand der Spuren am Tatort ermitteln. Gleichzeitig riet er dazu, bei einer Paketzustellung zuerst zu überlegen, ob man überhaupt Post erwarte. Vorsicht könne man auch walten lassen, indem man etwa durch den Türspion gucke oder sich den Ausweis des Boten zeigen lasse.