Polizeieinsätze, Blumenkinder, selbst ein Mitmachzirkus - diverse Maßnahmen gegen die Kriminalität im Florapark verpufften. Der Stadtteilbeirat sieht gesteuerten Drogenverkauf als letzte Hoffnung.

Sternschanze. Trotz verstärkter Polizeikontrollen und einer helleren Beleuchtung gilt der Flora-Platz im Schanzenviertel als einer der größten Umschlagplätze für weiche Drogen in Norddeutschland. Sehr zum Ärger von Anwohnern. Rund 20 Dealer halten sich nach jüngster Erkenntnis der Polizei dort regelmäßig auf. In Dreiergruppen operieren die Männer, sprechen Passanten an.

Mit einer ungewöhnlichen und in Deutschland bisher einmaligen Maßnahme will der Stadtteilbeirat Sternschanze diesem Problem nun begegnen, wie er in seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat. Das vom Bezirksamt unterstützte Gremium will dort einen sogenannten „Modellversuch Coffeeshop“ starten. Dabei orientiere man sich an ähnliche, bisher noch nicht umgesetzte Ideen aus Kreuzberg in Berlin oder auch in Frankfurt, sagt der Beiratsvorsitzende Wolf Buchaly.

Der Vorschlag richte sich zunächst als Empfehlung an die Ausschüsse der Bezirksversammlung. „Mir ist klar, dass es dabei sehr viele juristische Fragen und Hürden gibt“, sagt Buchaly. Doch wenn aus drei großen Städten gleichlautende Vorschläge kämen, ließe sich vielleicht bundesweit eine Gesetzesänderung bewirken.

Faktisch würde ein solcher Coffeeshop nach niederländischem Vorbild die Freigabe von geringen Mengen von Drogen wie Cannabis bedeuten, weil man sie legal in dem Café kaufen könnte. Den Dealern würde quasi die Geschäftsbasis entzogen. So aber würden weiter Eltern mit kleinen Kindern belästigt, und es werde Jugendlichen leicht gemacht, dort Drogen zu besorgen, sagt Buchaly. „Alles andere bringt nichts, die Polizei ist doch machtlos und muss die Dealer trotz des ungeheuren Aufwands immer wieder laufen lassen“, sagt er.

Tatsächlich räumte auch die Polizei kürzlich ein, dass der Drogenhandel rund um Florapark wieder deutlich zugenommen hat, nachdem er sich durch stärkere Kontrollen zunächst entspannt hatte. „Die weichen nur aus und kommen wieder“, so Buchaly.

In der Politik stößt der Vorstoß des Beirats unterdessen auf ein geteiltes Echo: Scharfe Kritik etwa übt der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und Innenpolitiker Dennis Gladiator: „Dass nun die Legalisierung dieser Drogen die Lösung sein soll, ist unfassbar.“ Es dürfe keine Kapitulation vor Kriminalität und Drogen geben. Probleme müssten frühzeitig bekämpft werden, statt nur die Folgen zu bewältigen.

Zu einer ganz anderen Einschätzung kommt indes der Altonaer Bezirksabgeordnete Robert Jarowoy (Linke). Man sollte den Vorschlag als „Denkanstoß“ werten und einen Probelauf zulassen, sagt er.

Zirkus und Blumen wirkten nicht

Seit dem Frühjahr 2013 hat der Bezirk in Absprache mit dem Beirat bereits diverse Maßnahmen gegen den Drogenhandel eingeleitet - allesamt ohne langfristigen Erfolg. So wurde die Theatergruppe „Sehnsucht“ und den Osdorfer Mitmachzirkus „Abraxkadabrax“ engagiert, um die Dealer mit einem Programm für Kinder sanft zu vertreiben. Die Bezirksversammlung bewilligte je 30.000 Euro aus Stadtentwicklungs- und Sicherheitsmitteln. Daraus wurden auch eine hellere Beleuchtung des Parks und Handzettel mit „Hinweisen zu einem stadtteilverträglichen Verhalten der Besucher“ bezahlt.

Immer pflanzen außerdem Grundschüler Blumen in dem Park, zuletzt vor wenigen Wochen. Eine weitere Hoffnung des Beirats liegt noch in der angestrebten Neubelebung des alten Bunkers auf dem Parkgelände. Der Bezirk hat Mittel aus der Kulturtaxe des Senates angefordert, eine Entscheidung steht aus. „Das sind dicke finanzielle Bretter, die dort noch gebohrt werden müssen“, sagt der SPD-Abgeordnete Gregor Werner. „Ein belebter Bunker wäre aber sicher der beste Weg, damit der Florapark endlich eine wirkliche Grünfläche für die Menschen im Stadtteil wird“, sagte Werner.

Nach einer Reihe von Gewalttaten im Florapark im Jahr 2013 war die Drogenkriminalität am Schulterblatt zuvor erneut ins Visier von Politik und Initiativen gerückt. Die Altonaer CDU und SPD sind sich in der Überzeugung einig, das die Grünfläche mit pädagogischen Maßnahmen allein nicht zu befrieden ist,