Wenn man sich an das Medienspektakel erinnert, welches mit Felix Baumgartners Sprung 2012 einherging, müssen wir uns wohl freuen, dass Alan Eustace überhaupt etwas verlauten ließ: Still und leise holte der 57 Jahre alte Google-Manager sich mit einem Sprung aus 41 419 Metern Höhe den Rekord - im Dienste der Wissenschaft.

Roswell. Wenn man sich an das Medienspektakel erinnert, welches mit Felix Baumgartners Sprung 2012 einherging, müssen wir uns wohl freuen, dass Alan Eustace überhaupt etwas verlauten ließ: Still und leise holte der 57 Jahre alte Google-Manager sich mit einem Sprung aus 41 419 Metern Höhe den Rekord - im Dienste der Wissenschaft. Eustace durchbrach dabei die Schallmauer. Mehr als drei Jahre lang hatte die Firma Paragon Space Development Corp. im Geheimen an einem kommerziell verwertbaren Raumanzug gearbeitet, den Eustace mit seinem Sprung testete.

An den Rand des Weltalls stieg der 57-jährige Eustace am frühen Morgen mit einem Heliumballon über dem Wüstenboden im Süden des US-Staats New Mexico auf. Die Fahrt dauerte mehr als zwei Stunden. Ganz oben angekommen, sprang der in den Spezialanzug gehüllte Manager in die Tiefe. Während der rund viereinhalb Minuten im freien Fall erreichte er Höchstgeschwindigkeiten von 1 322 Kilometer pro Stunde.

Jim Hayhurst, Direktor des US-Verbands der Fallschirmspringer, war als offizieller Beobachter zugegen. Eustace habe wohl nicht gespürt, dass er die Schallmauer durchbrochen habe, doch das Team am Boden habe den Überschallknall gehört, versicherte Hayhurst. „Er sagte, dass die Aussicht fantastisch war. Er war aufgeregt“, fügte er nach einem Gespräch mit Eustace nach dessen Landung hinzu. Laut Hayhurst hatte ein Bremsfallschirm dem wagemutigen Google-Mitarbeiter trotz einer Geschwindigkeit von Mach 1,23 im freien Fall Stabilität und Kontrolle verliehen.

Anders als der von großem Medienrummel begleitete Stratosphärensprung des früheren Extremsportlers Baumgartner im Jahr 2012 ging Eustaces Aktion weitgehend unbemerkt über die Bühne. Baumgartner hatte damals mit einem Sprung aus einer Höhe von 39 044 Metern einen Rekord aufgestellt. Nun hat der Österreicher wohl in Eustace seinen Meister gefunden.

Die Aktion des Google-Managers war Teil eines Forschungsprojekts der Firma, das gewerbsmäßige bemannte Fahrten in die Stratosphäre möglich machen soll. Ein Team von Paragon arbeitete dafür an Spezialanzügen, mit denen Menschen einmal bis zu 32 Kilometer über dem Erdboden auf Entdeckungsreise gehen könnten. Nach Firmenangaben könnten die Anzüge auch bei Notfällen oder anderen wissenschaftlichen Experimenten zum Einsatz kommen.

Der jüngste Erfolg sei ein wichtiger Schritt bei diese Zielen, sagte Paragon-Chef Grant Anderson. „Dies hat dem Mensch schier endlose Möglichkeiten eröffnet, bislang selten erkundete Bereiche unserer Stratosphäre zu besuchen.“ Dabei sollen auch der verwendete Ballon und andere nun getestete Geräte helfen. Sie sollen bemannte Ballonfahrten und Kapselflüge in große Höhen möglich machen, die das Unternehmen World View Enterprises ab Ende 2016 anbieten will.