Eine Glosse von Alexander Schuller

Es ist die Frage aller Fragen. Es ist eine Frage, die dem kaltblütigsten Vater die Schweißperlen auf die Stirn treibt und die belastbarste Mutter an den Rand des hysterischen Zusammenbruchs. Sie wird auf Elternabenden gestellt, als letzter Tagesordnungspunkt. Sie lautet: „Wer von Ihnen möchte Elternvertreter werden?“

Immerhin gibt es zum Ende des Schuljahres häufig eine Flasche Weißwein (lieblich) oder ein Blumensträußchen. Aber das ist nur ein verdammt karger Lohn für 365 Tage ununterbrochenen Telefonterror sogenannter Helikoptereltern und für die Organisation von „Klassenaktivitäten“ (welchen auch immer). Und: Wer dieses Amt einmal innehat, wird es nie wieder los. Aber das muss nicht sein. Das Abendblatt nennt Ihnen exklusiv die sechs wirkungsvollsten Vermeidungsstrategien für eine Nominierung zur Wahl des Elternvertreters:

1. Bringen Sie sich bei jedem Tagesordnungspunkt laut und wortreich ein, auch wenn Sie absolut nichts wissen und zu sagen haben. Wiederholen Sie die Worte ihrer VorrednerInnen.

2. Achten Sie darauf, dabei dem Dativ konsequent mit den Genitiv zu verwechseln. Vermeiden Sie Pronomen.

3. Fordern Sie die Aufhebung des Rauchverbots in den überdachten Fahrradständern der Mittelstufe.

4. Äußern Sie Ihre Abneigung gegen jedwede Form von vegetarischer oder gar veganer Schulspeisung.

5. Setzen Sie sich energisch für die Wiedereinführung körperlicher Züchtigungsmaßnahmen ein.

6. Pochen Sie auf die unbedingte Leistungsgesellschaft und versprechen Sie, im Falle Ihrer Wahl ein Bürgerbegehren gegen Inklusion anzuzetteln.