Die Sozialdemokraten bleiben stärkste Kraft in Brandenburg. Nach der Landtagswahl hat Regierungschef Woidke zwei Möglichkeiten: Bewährtes oder Neues. Zwei Zahlen lassen aufhorchen.

Potsdam. Die SPD bleibt in Brandenburg an der Macht und kann zwischen der CDU und der Linken als Regierungspartner wählen. Die Union machte ersten Hochrechnungen zufolge einen kleinen Sprung nach vorn und löst die deutlich abgesackte Linke als zweitstärkste Kraft im Potsdamer Stadtschloss ab. Offiziell hat sich Ministerpräsident Dietmar Woidke vorab nicht auf einen von beiden als Wunschpartner festgelegt. Die rechtskonservative Alternative für Deutschland (AfD) schaffte es aus dem Stand heraus in den Landtag und übertrumpfte sogar noch das Ergebnis aus Sachsen. Die FDP dagegen fuhr ein weiteres Debakel ein und muss erneut ein Landesparlament verlassen. Die Grünen schafften es wieder knapp.

Nach Hochrechnungen von ARD und ZDF erreichte die seit 1990 regierende SPD als Wahlsieger 32,5 Prozent und lag damit etwa auf dem Niveau von 2009. Die mitregierende Linkspartei rutschte auf 19,2 bis 19,4 Prozent ab und fiel hinter die CDU zurück, die zulegte und auf 22,1 bis 22,8 Prozent kam. Die AfD fuhr 12,0 Prozent ein. Die Grünen kamen auf 5,7 bis 6,4 Prozent.

Die FDP, die den Urnengang zur „Schicksalswahl“ erklärt hatte, landete bei nur noch 1,4 bis 1,5 Prozent. Weil die Liberalen zeitgleich auch in Thüringen den Wiedereinzug verpassten, sind sie jetzt nur noch in 6 der 16 Landesparlamente vertreten. Die Wahlbeteiligung war deutlich geringer als bei der Landtagswahl 2009 (67,0 Prozent) und lag laut Hochrechnungen nur noch bei 49,0 bis 50 Prozent.

Die Mandate im Parlament in Potsdam würden sich damit künftig so verteilen: SPD 31, CDU 21 bis 22, Linke 18 bis 19, AfD 11 bis 12 und Grüne 5 bis 6.

Die Linke unter Spitzenkandidat Christian Görke würde die Koalition mit der SPD, die Brandenburg seit 2009 regiert, gern fortsetzen. Regierungschef Woidke, der das Amt erst im August 2013 von seinem Parteifreund Matthias Platzeck übernommen hatte und sich erstmals den Wählern stellen musste, scheint zumindest nicht abgeneigt: Vor einigen Wochen sagte er, er sehe keinen Grund, den Partner zu wechseln.

Er könnte aber auch die CDU ins Boot holen, mit der die SPD in Brandenburg bereits von 1999 bis 2004 regiert hat. Die Union und ihr Spitzenkandidat Michael Schierack hatten die Ablösung von Rot-Rot und eine Regierungsbeteiligung der CDU zum Wahlziel ausgerufen. Erst kurz vor der Wahl hatte Schierack erklärt, dass er keine Koalition mit der AfD eingehen würde.

Der AfD-Vorsitzende Bernd Lucke sieht im Abschneiden seiner Partei einen enormen Vertrauensbeweis. Die AfD stehe für Anliegen, die die Bürger nicht mehr bei den Altparteien vertreten sähen. „Wir sind die Kraft, die die politische Landschaft erneuert“, sagte Lucke am Sonntag im ZDF.

Die Regierungsbildung in Brandenburg, Sachsen und Thüringen könnte auch Auswirkungen auf den Bundesrat haben. Wenn die schwarz-rote Koalition in Thüringen Bestand hätte und sowohl in Brandenburg als auch in Sachsen ein Bündnis aus Christ- und Sozialdemokraten zustanden käme, hätte die große Koalition von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dort eine Gestaltungsmehrheit. Gesetzesvorhaben kämen damit leichter durch die Länderkammer. Bisher hat sie nur 27 von 69 Stimmen, im besten Falle wären es künftig 35.

Zur Wahl aufgerufen waren mehr als 2,1 Millionen Brandenburger, darunter erstmals 38 300 Jugendliche ab 16 Jahren.

Bei der Wahl 2009 hatte die SPD 33,0 Prozent der Stimmen bekommen. Zweitstärkste Kraft wurde die Linke mit 27,2 Prozent, dahinter folgten die CDU mit 19,8, die FDP mit 7,2 und Bündnis 90/Die Grünen mit 5,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag damals bei 67,0 Prozent.