Eine Glosse von Alexander Schuller

Es gibt ausnahmsweise mal wieder gute Nachrichten. Es sind gute Nachrichten für Allergiker, die schon beim Hören des Wortes „Haselnuss“ über Atemnot, Hautausschlag und Juckreiz klagen. Denn die türkische Haselnussernte soll in diesem Jahr wegen einiger weniger saukalter Nachtstunden um 32 Prozent zurückgegangen sein, also von rund 800.000 auf gerade mal 530.000 Tonnen – was den Preis pro Tonne auf rund 8000 Euro hochschnellen lässt. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Eine Tonne Haselnüsse kosten jetzt auf dem Weltmarkt 1000 Euro mehr als eine Tonne Macadamia-Nüsse. Denken Sie mal darüber nach, wenn Sie demnächst in eine Vollmilch-Nuss-Schokolade beißen: Es könnte für eine lange, sehr lange Zeit Ihre letzte gewesen sein.

Doch für den Haselnuss-Allergiker bedeutet diese Preiserhöhung, dass ihm in Zukunft eine größere Auswahl an fertigen Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen wird, die bisher „Spuren von Haselnüssen“ enthielten, weswegen auch immer. Ist das nicht toll? Auch bei den Nahrungsmittelherstellern kreist schließlich der unerbittliche Sparhammer, sodass man jetzt davon ausgehen kann, dass diese allergenen Spurenelemente aus Kostengründen künftig nicht mehr verarbeitet werden.

Für meinen guten Bekannten Paul – Sie wissen schon – ist diese dramatische Preiserhöhung auf dem Haselnuss-Weltmarkt jedoch ein Frühstücks-Super-GAU. Denn er ist Nutella-süchtig, und vermutlich ist er diesbezüglich nicht allein. Wir vermissen ihn schon seit mehreren Tagen an unserem Stammtisch. Angeblich wurde Paul am Sonnabend in Halstenbek-Krupunder, Pinneberg und Rellingen gesichtet, wo er mit einem geliehenen 7,5-Tonner die großen Discounter abklapperte, um sich mit der Nuss-Nougat-Creme großzügig einzudecken. Immerhin soll es ja bereits in einigen Supermärkten auf Hamburger Stadtgebiet zu erbitterten Raufhändeln vor dem Nutella-Regal gekommen sein. Hierzu passt übrigens auch die Ankündigung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, Eichhörnchen die Bevorratung mit dem Luxusgut Haselnuss ab dem 1. Oktober dieses Jahres per Gesetz zu verbieten.