Erstmals richten sich IS-Extremisten mit einer brutalen Botschaft direkt an den Westen: Die Enthauptung eines US-Journalisten gilt als Vergeltung für die Luftangriffe im Irak.

Bagdad/London. Aus Rache für die amerikanischen Luftschläge im Irak hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach eigenen Angaben einen US-Journalisten enthauptet. Die Gruppe veröffentlichte am Dienstag ein Video im Internet, das die Ermordung des Fotografen James Foley zeigen soll. Der britische Außenminister Philip Hammond stufte das Video als echt ein. Die Familie Foleys bestätigte den Tod des Fotografen auf Facebook. Die Terrormiliz hat nach eigenen Angaben noch einen zweiten US-Journalisten in ihrer Gewalt.

Alle Kennzeichen der Terrorbotschaft wirken „authentisch“, sagte der britische Außenminister Hammond am Mittwoch. Britische Geheimdienste fahnden nun nach der Identität des Täters, der mit britischem Akzent gesprochen haben soll. Foley wurde seit November 2012 in Syrien vermisst.

IS-Extremisten gaben in dem im Internet veröffentlichten Video an, sie hätten Foley aus Rache für die amerikanischen Luftschläge im Irak enthauptet. Sollte Washington seine Luftschläge nicht einstellen, würden weitere Reporter sterben, drohten sie.

In dem Video wird am Ende eine weitere Person gezeigt, die als „amerikanischer Bürger“ vorgestellt wird. Es soll sich um den US-Journalisten Steven Sotloff handeln. Sotloff verschwand im August 2013 in Syrien, Foley wurde seit November 2012 in Syrien vermisst.

„Jenseits von allem, was wir kennen“

Die US-Regierung hat eindringlich vor der Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) gewarnt. Die radikalen Sunniten im Irak und in Syrien seien mehr als nur eine Terror-Organisation, sagte Verteidigungsminister Chuck Hagel am Donnerstag vor Journalisten im Pentagon. Der IS verbinde seine Ideologie mit einer hoch entwickelten militärischen Schlagkraft und verfüge zudem über riesige Finanzmittel. „Das ist jenseits von allem, was wir kennen“, sagte Hagel auf die Frage, ob der Islamische Staat so gefährlich sei wie die Al-Kaida.

Das amerikanische Militär hat nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Wochen 89 Luftangriffe gegen IS-Ziele geflogen. Die Islamisten veröffentlichten in den vergangenen Tagen ein Video, das die Enthauptung des entführten US-Journalisten James Foley zeigt. Der Mord wird darin mit den US-Angriffen begründet. In amerikanischen Regierungskreisen wird nicht erwartet, dass die USA ihr militärisches Engagement gegen den Islamischen Staat verstärken.

„Niemals stolzer“

Die Familie Foleys veröffentlichte nach Bekanntwerden des Videos eine bewegende Botschaft. „Wir waren niemals stolzer auf unseren Sohn“, schrieb die Mutter. Er sei ein außergewöhnlicher Sohn und Journalist gewesen. In dem auf der Facebook-Seite „Find James Foley“ veröffentlichten Schreiben forderte Diane Foley die IS-Kämpfer auf, das Leben weiterer Entführter zu verschonen: „Sie haben keinen Einfluss auf amerikanische Politik im Irak, in Syrien oder irgendwo auf der Welt“.

Von US-Seite wurde die Echtheit des Videos zunächst nicht bestätigt. „Die Geheimdienste arbeiten so schnell wie möglich, um die Authentizität festzustellen“, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates. „Falls es echt ist, dann sind wir entsetzt über die brutale Ermordung eines unschuldigen amerikanischen Journalisten.“ US-Präsodent Barack Obama wurde noch auf dem Rückflug in den Urlaub an Bord der Air Force One vom stellvertretenden Sicherheitsberater Ben Rhodes über das Video informiert.

Die US-Luftwaffe setzte ihre Angriffe auf die Terrormiliz fort. Auch durch die Unterstützung der USA gelingt es kurdischen Kämpfern und den irakischen Streitkräften, die Dschihadisten allmählich zurückzudrängen. Die USA rechnen jedoch nicht mit einem baldigen Ende ihrer Militäroperationen in dem ölreichen arabischen Land.

Nach der Rückeroberung des Staudamms von Mossul begann am Dienstag eine Militäroffensive zur Vertreibung der IS-Terroristen aus der Stadt Tikrit. Die Armee meldete wenige Stunden später erste Erfolge. Irakische Soldaten rückten Sicherheitskreisen zufolge in Begleitung von Kampfhubschraubern nach Tikrit vor und schlugen sunnitische Extremisten in die Flucht. Staatliche Medien meldeten, dass Regierungstruppen das Gebäude der Provinzregierung von Salaheddin zurückeroberten. Auch einige Universitätsgebäude und ein Krankenhaus wurde laut Sicherheitsbehörden unter die Kontrolle der Armee gebracht.