Er ist Deutschlands bekanntester Coiffeur: Udo Walz wird 70 und feiert das in einer Kabarettbar mit 150 Leuten. Zu der Party kommt voraussichtlich auch „irgendjemand aus Hollywood“.

Berlin. Udo Walz schnappt sich die „Bunte“ und guckt im Namensregister, wer es ins Blatt geschafft hat. Berlins berühmter Friseur ist Medienprofi. Er weiß, dass wohl manche Illustrierte in Kürze Doppelseiten bringen wird: Heute wird das „schwäbische Cleverle“ (Walz über Walz) 70 Jahre alt. Er feiert das in einer Kabarettbar mit 150 Leuten und Überraschungsgästen. „Es kommt auch irgendjemand aus Hollywood“, erzählt er beim Interview.

Wen hatte Walz nicht alles vor dem Spiegel: Romy Schneider, Marlene Dietrich, Claudia Schiffer, Maria Callas, Julia Roberts, Jodie Foster. Was als Leistung nicht zu unterschätzen ist: Er war für den Relaunch von Angela Merkels Frisur verantwortlich. Heute macht sich kein Kabarettist mehr über ihre Haare lustig.

Früher hieß es, Berlin habe anders als München keine Bussigesellschaft. Das hat sich nach dem Regierungsumzug und in der Ära Wowereit geändert. Walz ist Teil davon, ein Liebling auf dem Hauptstadtparkett: umtriebig und immer für einen Plausch gut.

Auf seiner Handyhülle steht „king of fucking everything“, das hat der „König von eigentlich allem“ von Schauspielerin Ursula Karven geschenkt bekommen. Barbara Becker und „Bunte“-Chefin Patricia Riekel waren Trauzeugen, als Walz 2008 seinen 26 Jahre jüngeren Freund Carsten Thamm heiratete. Wobei der Friseur als Schwuler konservativ ist: Er findet, Männer können nicht im klassischen Sinne heiraten, sondern sich nur verpartnern. Als Merkel-Fan ist er in die CDU eingetreten.

Falls Produzent Nico Hofmann das Leben des Starfriseurs verfilmen wollte, die Story ginge so: Der Sohn einer Fabrikarbeiterin wächst im schwäbischen Waiblingen auf. Nach einem Praktikum mit 14 und einer dreijährigen Lehre in Stuttgart geht er nach St. Moritz. Als Liebling der Society sei er schon mit 18 berühmt gewesen für seine Hochsteckfrisuren, heißt es in seiner Vita.

1968 öffnet er seinen ersten Salon in Berlin. 1974 vergrößert sich der Unternehmer, später arbeitet er für Modedesigner wie Wolfgang Joop, Jil Sander und Jean Paul Gaultier. Walz spielt in Fernsehserien und Dokusoaps mit, macht Werbung für ein Diätmittel, moderiert eine Talkshow und veröffentlicht Bücher. Seine zweiten Memoiren sollen dieses Jahr folgen. Ihm gehören acht Salons, zwei davon auf Mallorca. „Regierender Friseurmeister“ nannten ihn Berliner Zeitungen.

An seiner Karriere bereut Walz nichts: „Es ist alles perfekt. Das müsste alles so wiederkommen, wenn ich einen Wunsch hätte.“ Der Stammsitz liegt in der Nähe des Kurfürstendamms. Frauen aus ganz Deutschland reisen an, um sich bei ihm die Haare machen zu lassen. Das kostet um die 150 Euro. Walz sagt, er habe hohe Ansprüche: „Ich will nur das beste Handwerk, die beste Schere. Ich habe eine japanische, für 2000 Euro.“

Er ist kein Friseur für Smalltalk: „Bei mir quatscht niemand. Die Leute wissen, dass ich mich nicht unterhalte und dass mich der Pudel von Frau Maier und was der zum Mittagessen kriegt nicht interessiert.“ Seine Mitarbeiter weist er an, die Kunden bloß nicht zu fragen, woher sie kommen oder was sie beruflich machen. Wenn, sollen die Kunden das Gespräch anfangen. „Udos Rat ist unaufdringlich, dafür treffsicher“, hat Moderatorin Sabine Christiansen einmal über ihn gesagt. Über prominente Gäste im Salon würde Walz auch nach einer Flasche Wodka nichts verraten, beteuert er.

Über sich selbst sagt er: „Ich bin ein uneitler Mensch.“ Tatsächlich hängen auf seinem weißen Oberhemd noch die Haarstoppeln eines Kunden. Gegen seine Selbsteinschätzung spricht etwa, wie geübt Walz vor der Kamera posiert. Er lacht, legt die Hand ans Kinn oder guckt männlich-ernst in die Kamera: „Jetzt kriegst du Sean Connery.“

Die Boulevardzeitungen „Bild“ und „B.Z.“ in Berlin druckten am Sonnabend ein Foto, das ihn nackt auf einem braunen Bärenfell liegend zeigt. „So ein Foto hat doch fast jeder in meinem Alter. Allerdings als Baby und die meisten liegen dann auf ‘nem Eisbärenfell“, wird Walz von „Bild“ zitiert. „Meine Mutter konnte sich das damals nicht leisten. Habe ich jetzt einfach nachgeholt. Mit 70 kann man sich schließlich alles erlauben.“ In der „B.Z.“ sieht sich Walz als „deutsche Antwort auf Burt Reynolds“. Der US-Schauspieler habe sich 1972 für eine amerikanische Frauenzeitschrift nackt auf einem Bärenfell gerekelt. „Da haben wir alle gelacht. Und die Frauen fanden es toll. Der hat sich bestimmt so amüsiert wie ich heute“, so der Friseur.

Noch immer geht er fast täglich in seinen Salon. „Das Wort Stress kenne ich gar nicht.“ Was ihm die Zahl 70 bedeutet? „Ich tröste mich und sage, manche Leute werden gar nicht 70.“