Freiwillige verteilen Heiligabend Geschenke an Obdachlose in der Hamburger Innenstadt. Zu der Aktion „Heute ein Engel“ hatte eine Hamburgerin per Facebook aufgerufen. Der Zuspruch war in diesem Jahr riesig.

Hamburg. „Es war nur eine kleine Idee, die sich einfach weiterentwickelt hat. Ganz normale Menschen machen Weihnachtsgeschenke für Obdachlose – und zwar ohne großes Aufsehen“, sagt Manuela Walther, die Organisatorin der Aktion „Heute ein Engel“.

Der Zuspruch war in diesem Jahr überwältigend. Mehr als 200 Geschenke hat die Hornerin gemeinsam mit etwa 50 weiteren Personen, darunter auch viele Kinder, am Nachmittag des 24. Dezember in der Hamburger Innenstadt verteilt. Treffpunkt war um 11 Uhr am Hauptbahnhof. Von dort aus ging es mit vielen Geschenken bepackt über die Spitaler Straße und die Mönckebergstraße bis zum Höfbräuhaus, in dem es auch in diesem Jahr wieder ein Weihnachtsessen für Bedürftige gab. Besonders begehrt waren in diesem Jahr 60 Winterjacken, die sie von einem Bekannten geschenkt bekommen hatte. Die Jacken waren innerhalb kurzer Zeit verteilt und viele davon wurden auch gleich gebraucht und angezogen. Die 46-jährige Initiatorin stellt sich dabei aber ungern in den Mittelpunkt. Sie sieht sich als lediglich eine von vielen, die Heiligabend anderen Mitmenschen etwas Gutes tun.

Die Idee zu der Aktion hatte die Organisatorin schon vor einiger Zeit und kam damals eher spontan: Vor fünf Jahren verpasste Walther eine Sammelaktion für Obdachlose und Waisenkinder in ihrer Firma. Helfen wollte sie aber trotzdem. „Ich bin dann direkt am 24. Dezember mit meiner Tochter in die Stadt gefahren und habe unser Paket einem schlafenden Obdachlosen hingelegt. Im Jahr darauf habe ich das mit einem Freund wiederholt – dieses Mal an einen wachen Obdachlosen.“ Im dritten Jahr dann stellte sie die Veranstaltung „Heute ein Engel“ öffentlich bei Facebook ein und es beteiligten sich 80 Personen. In diesem Jahr wurden alle ihre Erwartungen übertroffen. 140 Menschen machten mit und etwa 50 davon wollten Heiligabend auch dabei sein, wenn die Geschenke übergeben werden. Die meisten davon kannten sich untereinander gar nicht. Sie waren nur für die Aktion „Heute ein Engel“ zusammengekommen. Wer keine Zeit hatte, konnte die Geschenke auch vorher bei der Organisatorin vorbeibringen. In den vergangenen Wochen stapelten sich die Pakethaufen in ihrem Wohnungsflur daher immer höher.

„Dieses tolle Gefühl, zu spüren wie sehr er sich freut!“

Was verschenkt wird, ist allen freigestellt. Auf der Facebook-Seite gibt es aber eine Liste mit Dingen, die sich im Laufe der Jahre als sinnvoll herausgestellt haben. Allesamt Dinge, die den meisten alltäglich vorkommen werden, für Obdachlose aber ein alltäglicher Mangel sind. „In so ein Paket packen wir in der Regel, Pflegeprodukte, dicke Socken, Schal, Mütze, Handschuhe, Süßigkeiten, Kaugummis, auch mal Zigaretten, ein Feuerzeug, Kartoffelsalat oder Würstchen“, sagt die Organisatorin. „Es geht um dieses tolle Gefühl, jemandem gegenüber zu stehen – einem wildfremden Menschen, der Weihnachten kein warmes Zuhause hat, keinen Tannenbaum und keine Geschenke. Ihm in die Augen zu sehen und zu spüren wie sehr er sich freut!“

Das Gefühl der Freude wird offenbar auch bei den Spendern ausgelöst – so erklärt sich Walther den enormen Zuspruch ihrer Aktion in den vergangenen Jahren. Für sie jedenfalls ist es eine Freude anderen Freude zu machen. Auch im nächsten Jahr wird sie Heiligabend mit anderen zusammen wieder auf die Mönckebergstraße gehen und Bedürftige beschenken. Und sie hofft natürlich darauf, dass sich dann noch mehr an der Aktion beteiligen. Noch mehr Pakete zusammenkommen und noch mehr Freiwillige sie verteilen. „Vielleicht muss ich mir dann aber vorher eine andere Lagerung überlegen. Viel mehr Pakete kann ich bei mir im Flur nicht lagern“ Aber aber auch dafür wird sie eine Lösung finden.

Die Aktion „Heute ein Engel“ bei Facebook