Das Kulturhaus III&73 feiert seine frisch renovierten Räume, in denen künftig limitierte Biersorten angeboten werden. Neben dem Ensemble Resonanz probt mittlerweile auch das St. Pauli Theater dort

Hamburg Die Kultur lebt nicht von Luft und Liebe, von Geist und Genialität allein. Diese Wahrheit zeigt sich zum Beispiel bei dem nicht subventionierten, aber sehr vielseitigen Projekt Kulturhaus III&70 im Schanzenviertel.

„Bei uns war es schon immer das Konzept, dass die Gastronomie die Kultur finanziert“, erklärt Falk Hocquél, Geschäftsführer der Pferdestall GmbH. Das Hamburger Kulturkombinat hat das Haus neben der Roten Flora vor sieben Jahren als Hort für Sub-, Alltags- und Hochkultur eröffnet. „Anfangs haben wir gesagt: Wir machen alles. Aber es hat sich gezeigt: Das geht nicht“, sagt Hocquél und spricht von einem „Entfremdungsprozess zwischen Kultur und Gastronomie“. Es sei jetzt Zeit gewesen „für einen Relaunch, für frische Ideen“. Grund genug, sich nun mit Gerrit Lerch einen Partner für die Bewirtung ins Haus zu holen. Und der hat vor allem Unter- und Erdgeschoss mächtig umgebaut. Am Donnerstagabend wurden die frisch renovierten Räume eingeweiht.

Kernstück ist ein Tresen aus Holz und Blech, an dem Lerch, der auch das BP1 am Schulterblatt führt, „ein Refugium für alternative Braukultur“ etablieren will. Getreu dem Leitmotiv des Pferdestalls hat er die Gaststube Galopper des Jahres getauft und möchte limitierte Biersorten anbieten, etwa von der Kehrwieder Kreativbrauerei.

Über den neuen Parkettboden dürften sich die Tänzer der Swingwerkstatt freuen, die unter anderem jeden ersten Sonntag im Monat zu Gast sind. Und die nun die Gelegenheit haben, sich im ebenfalls neu eröffneten Café Schmidtchen neben dem Eingang zu verköstigen. Eine weitere Novität ist, dass der Musikclub im Keller, der mit viel Holz auf urban-rustikal getrimmt wurde und nun auf den Namen Kleiner Donner hört, einen separaten Eingang erhalten hat. Bis zu 100 Konzerte im Jahr gehen über die Minibühne, bei den DJ-Nächten dominieren Hip-Hop und Electro.

Nach der Sanierung möchte Hocquél an etablierten Veranstaltungen wie dem Theaterfestival Kaltstart sowie an den Slam-Abenden von Poetry bis Singer-Songwriting festhalten. In einer der oberen Etagen ist zudem das Ensemble Resonanz beheimatet, das mit Konzerten das junge Schanzenpublikum an Klassik heranführt. Und was bisher nur wenige wissen: Auch das St. Pauli Theater probt in dem Multifunktionsgebäude. In einem Raum, den Hocquél zum Theatersaal ausbauen möchte. „Es fehlt noch die Fluchttreppe“, erklärt er. Falls sich nicht noch ein Mäzen findet, ist auch das wohl ein Fall für die Querfinananzierung der Kultur mithilfe der Gastronomie.

Info: www.dreiundsiebzig.de