Haushaltslöcher sind nicht dafür da, dass man sie jahrelang tatenlos besichtigt, bis irgendjemand hineinfällt. Erst recht nicht im Bereich der klammen Kultur. Dort, wo auch die Stadt Hamburg lieber viel zu wenig als etwas zu viel sinnvoll ausgibt. Warum also die Kulturbehörde erst jetzt tätig wird, um das Etat-Defizit der Symphoniker auszugleichen, das jahrelang weitgehend ungebremst wuchs, ist eine der Fragen, die schnell zu klären wären. Bevor die Bürgerschaft 1,7 Millionen Euro aus ihrem Sparstrumpf für Notfälle rausrückt.

Sie kann wohl kaum anders. Und genau damit dürften auch die Defizitverwalter rechnen. Zu peinlich wäre es schließlich, sollte eine derart in sich selbst verliebte Kulturmetropole mit Elbphilharmonie-Baustelle und immensem Nachholbedarf bei der Strukturverbesserung nicht willens und in der Lage sein, einem seiner traditionsreichsten Orchester aus der Patsche zu helfen. Auch wenn dieses Elend womöglich teilweise selbst verschuldet ist. Erstaunlich ist daher, wie der Symphoniker-Intendant Daniel Kühnel das Aufspannen dieses Rettungsschirms über seinen Schutzbefohlenen deuten möchte: Als „Bestandteil einer gemeinsam mit der Stadt erarbeiteten Strategie, die Symphoniker für die anspruchsvolle Zukunft in der Musikmetropole Hamburg zu rüsten“. Interessant. So kann man sich täuschen. Andere aber eher nicht.

Bedenklich ist auch, wie die Führungskräfte des Orchesters und seines Vereins es geschafft haben, über gleich mehrere Spielzeiten so riskant von der Hand in den Mund zu leben und zu planen. Kühnel, der seine Arbeit als innovativer, mutiger Hoffnungsträger begann, hatte in den vergangenen Jahren viele anspruchsvolle, dramaturgisch und finanziell gewagte Projekte realisiert. Er hatte dem klassischen Musikleben, das es nach wie vor dringend nötig hat, etliche wertvolle Impulse gegeben. Sein Orchester, jahrzehntelang nur der belächelte Underdog in der hiesigen Szene, hat enorm an Selbstbewusstsein zugelegt, auch die musikalische Qualität wurde gesteigert. Doch all das hat, wie sich jetzt schmerzhaft zeigt, seinen Preis. Und selbst so gute Zwecke heiligen und rechtfertigen nicht jedes Mittel. Nicht nur das Leben, auch ein Orchester-Etat ist kein Wunschkonzert.