Laut Medienbericht soll der Präsident des FC Bayern München an der Börse spekuliert und auf den Gewinn keine Steuern bezahlt haben. Staatsanwaltschaft hält sich zu Ermittlungen gegen Hoeneß bedeckt.

München/Berlin/Zürich. Die Staatsanwaltschaft will im Fall Uli Hoeneß vorerst keine weiteren Informationen veröffentlichen. Weitere Auskünfte zu Inhalt, Gang und Dauer des Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung gegen den Präsidenten des FC Bayern München würden vorerst nicht erteilt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft München II, Ken Heidenreich, am Montag auf Anfrage.

„Das lässt sich rein zeitlich sehr schwer einschätzen, das hängt immer von der Fallgestaltung ab. Es müssen viele Dinge geprüft werden“, sagte Heidenreich. Damit gibt es nach wie vor auch keine bestätigten Informationen zu der Summe, die Hoeneß auf dem von ihm in der Selbstanzeige eingeräumten Konto in der Schweiz gehortet haben soll.

Heidenreich bestätigte, dass die Ermittlungen gegen Hoeneß im Januar aufgenommen worden seien. Zu Details, Summen oder einer im Raum stehenden Hausdurchsuchung machte er keine Angaben. „Zu Einzelheiten möchten wir uns nicht äußern.“

Seehofer hatte Kenntnis von dem Verfahren

Hoeneß zeigte sich im Januar beim Finanzamt selbst an, am Wochenende berichtete der „Focus“ vorab davon. Das Nachrichtenmagazin, dessen Herausgeber Helmut Markwort dem Verwaltungsbeirat des FC Bayern angehört, berief sich auf Oberstaatsanwalt Heidenreich und Hoeneß selbst. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) erklärte, schon seit längerem Kenntnis von dem Verfahren zu haben.

Über die Höhe der hinterzogenen Steuern und der von Hoeneß bereits an das Finanzamt geleisteten Zahlung zum Ausgleich des Steuerschadens gibt es unterschiedliche Informationen. Die „Süddeutsche Zeitung“ (Montagsausgabe) berichtete unter Berufung auf politische Kreise, der 61-Jährige habe inzwischen drei Millionen Euro an Steuern und Zinsen nachgezahlt. Er habe kein Schwarzgeld in die Schweiz geschafft. Das Steuervergehen soll darin bestehen, dass Hoeneß auf ein Millionenvermögen keine Kapitalertragssteuer gezahlt habe.

Die „Bild“-Zeitung berichtete hingegen am Montag, Hoeneß habe sogar zehn Millionen Euro als mögliche Nachzahlung hinterlegt. Beide Zeitungen schrieben, dass der Ursprung des Vermögens durch den inzwischen verstorbenen, ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus gelegt worden sei. Dieser soll Hoeneß laut „SZ“ im Jahr 2000 ein Darlehen über zehn bis fünfzehn Millionen Euro gegeben haben. Mit dem Geld soll Hoeneß dann den Berichten zufolge an der Börse zu spekulieren begonnen haben. Am Ende soll dabei ein Vermögen von etwa 20 Millionen Euro auf dem Konto gewesen sein, berichteten die Zeitungen. Auf den Gewinn habe Hoeneß keine Steuern gezahlt.

Brüderle: Steuerhinterziehung kein Kavaliersdelikt

Derweil hat FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle den mutmaßlichen Steuerbetrug von Hoeneß kritisiert. „Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt“, sagte der Fraktionschef der Liberalen im Bundestag am Montag. Er warb erneut für das im Bundesrat gescheiterte Steuerabkommen mit der Schweiz. Es dürfe nicht nur auf spektakuläre Einzelfälle geschaut werden. „Das Ziel des Abkommens war ja, alle Einkünfte deutscher Staatsbürger dort voll der deutschen Besteuerung zu unterwerfen.“

Auch FDP-Generalsekretär Patrick Döring meinte, die Blockade des Abkommens durch SPD und Grüne habe eine systematische Nachbesteuerung deutscher Steuersünder in der Schweiz verhindert. Nun müsse man sehen, wie viele von ihnen wie Hoeneß eine Selbstanzeige stellten.

Hoeneß selbst will kurzfristig nichts mehr zu seinem Fall sagen und droht Medien mit juristischen Schritten. „Gegen die Exzesse in einigen Berichterstattungen werde ich mich anwaltschaftlich zur Wehr setzen“, sagte Hoeneß im „Münchner Merkur“ (Montag). Einer Münchner Zeitung kündigte er an: „Für die wird das richtig teuer.“ Er wies zudem darauf hin, dass er vorerst nichts zum schwebenden Verfahren sagen könne. „Ich werde einige Wochen ins Land ziehen lassen, ehe ich mich äußere.“

Fachleute gehen davon aus, dass die Angelegenheit erst nach Monaten geklärt werden kann. Bis dahin wird der Fall unweigerlich auch den deutschen Fußball-Rekordmeister begleiten.

Schweizer Echo auf Fall Hoeneß: „Für ihn geht es um die Wurst“

Auch in der Schweiz wird die Debatte über Hoeneß’ Steueraffäre aufmerksam verfolgt. Politiker und Banker hielten sich allerdings mit Äußerungen über die von Hoeneß selbst beim Fiskus angezeigten Millionen bei einer Schweizer Bank zurück. Schweizer Medien gingen jedoch teils hart mit ihm ins Gericht.

So verwies die Zeitung „Blick“ am Montag darauf, dass Hoeneß sich stets „als moralische Instanz“ gefallen und mit markiger Kritik an anderen nicht zurückgehalten habe. „Jetzt ist der Lack bei Hoeneß selber weg.“ Er müsse sich nun erklären und jene Transparenz schaffen, die er zuvor überall eingefordert habe. „Denn jetzt geht es für ihn um die Wurst.“

„Bis jetzt war er der erhobene Zeigefinger des deutschen Fußballs – doch nun richten sich die Zeigefinger auf ihn selbst“, hieß es im Schweizer „Tages-Anzeiger“.

„Uli Hoeneß stürzt von der Kanzel des Moralpredigers“, schrieb die „Neue Zürcher Zeitung“. Der Bayern-Präsident sei aufgetreten wie „ein Sittenprediger, der die Leute Mores lehrt“. Jetzt stelle sich die Frage, ob er Präsident des größten deutschen Fußballvereins bleiben könne. Denn dies wäre „genau die Frage, die Hoeneß bei jedem Konkurrenten stellen würde“.

Hoeneß beschert „Günther Jauch“ Rekordquote

Unterdessen hat Günther Jauch mit der Hoeneß-Debatte am Sonntag eine Top-Einschaltquote eingefahren. 6,67 Millionen Zuschauer (23,0 Prozent Marktanteil) schalteten sich der ARD-Talkrunde zu, bei der unter anderen Wolfgang Kubicki (FDP), Focus-Chefredakteur Jörg Quoos, Sportjournalist Dieter Kürten und Comedian Oliver Pocher zu Gast waren. Damit sahen so viele Zuschauer „Günther Jauch“ wie seit dem Sendestart des Polit-Talks im September 2011 nicht.

Das Thema „Der Fall des Uli Hoeneß - vom Saubermann zum Steuersünder?“ war kurzfristig anstelle der ursprünglich geplanten Fragestellung „Patientenfalle Krankenhaus - unnötige OPs für satte Gewinne“ ins Programm genommen worden.