In London haben zahlreiche Schaulustige und geladene Gäste Abschied von der früheren Premierministerin Margaret Thatcher genommen. Oberster deutscher Repräsentant war Außenminister Guido Westerwelle.

London. Mit großem Zeremoniell und militärischen Ehren hat Großbritannien am Mittwoch seiner früheren Premierministerin Margaret Thatcher die letzte Ehre erwiesen. Der in eine britische Fahne eingehüllte Sarg mit den sterblichen Überresten der einstigen „Eisernen Lady“ wurde zunächst vom Parlamentsgebäude im Regierungsviertel Westminster in einem schwarzen Leichenwagen und von Motorrädern eskortiert - vorbei an der Downing Street - in die Innenstadt gebracht. Dort wurde er auf einen offene Geschützlafette umgebettet.

Den Weg dorthin säumten zahlreiche Anhänger, aber auch Kritiker der verstorbenen „Eisernen Lady“. Sie hielten unter anderem Transparente mit Sprüchen wie „Rest in Shame“ in die Höhe. Während der Überfahrt des Sargs standen die Glocken des Big Ben still.

700 Soldaten - darunter Veteranen des Falkland-Kriegs von 1982 - begleiteten den Sarg in die St. Paul’s Kathedrale im Osten der Innenstadt. Dort feierten mehr als 2000 Gäste aus 170 Ländern unter Leitung des Londoner Anglikaner-Bischofs Richard Chartres den Trauergottesdienst. Unter den Gästen waren neben Queen Elizabeth II. auch die ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger, George Shultz und James Baker. Neben dem britischen Premierminister David Cameron waren auch seine Amtsvorgänger John Major, Gordon Brown und Tony Blair gekommen.

Westerwelle würdigt Wirken Thatchers

Die Bundesrepublik Deutschland wurde von Guido Westerwelle vertreten. Der Außenminister würdigte unmittelbar vor Beginn der Trauerfeier noch einmal das Lebenswerk der konservativen Politikerin. Thatcher sei „eine Frau mit eisernem Willen“ gewesen, sagte er. Sie habe ihr Land nach langer Durststrecke wirtschaftlich wieder auf die Beine gestellt und damit auch dafür gesorgt, dass Großbritannien außenpolitisch wieder erfolgreich sein konnte.

„Der Wille Margaret Thatchers und ihr Glaube an die Kraft des Individuums waren die Grundlage für Großbritanniens Comeback in Europa und in der Welt“, sagte Westerwelle.

Der FDP-Politiker widersprach damit dem Ehrenvorsitzenden seiner Partei Hans-Dietrich Genscher. Der politische Zeitgenosse Thatchers und Amtsvorgänger Westerwelles hatte nach dem Tod der „Eisernen Lady“ erklärt, man könne nicht sagen, „dass sie außenpolitisch irgendwie erfolgreich gewesen wäre“ und fügte hinzu: „Wenn alle sich so verhalten hätten wie sie, wäre Europa in einer anderen und bei weitem schlechteren Lage als es heute ist.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte angekündigt, der Trauerfeier fernzubleiben. Auch Altkanzler Helmut Kohl (CDU) hatte trotz einer persönlichen Einladung auf die Reise nach London verzichtet.

Cameron verteidigt Ausmaß der Feier

Das Staatsbegräbnis soll umgerechnet fast zwölf Millionen Euro kosten. Wegen des Aufwandes gibt es vor allem von linken Politikern Kritik. Sie monieren, dass Thatcher in ihrer Amtszeit in der Downing Street (1979-1990) das Land gespalten habe. Viele ihre Anhänger sehen in ihr dagegen einen der erfolgreichsten Regierungschefs in der britischen Geschichte und eine Retterin des Vereinigten Königreichs.

Premierminister David Cameron verteidigte in der BBC das Ausmaß der Trauerfeierlichkeiten für Thatcher. „Für eine Premierministerin ihrer Statur ist das sehr passend“, sagte er. Das Begräbnis Thatchers, deren Leichnam nach der Trauerfeier eingeäschert und in London beigesetzt werden soll, kommt einem Staatsbegräbnis sehr nahe. Diese Ehre war seit Winston Churchill im Jahr 1965 keinem britischen Premierminister mehr zuteilgeworden.

Thatcher war von 1979 bis 1990 Premierministerin Großbritannien. Sie stand innenpolitisch vor allem für ihren Kampf gegen Gewerkschaften, für eine bis dahin nie dagewesene Privatisierung von Staatseigentum und für die unter dem Schlagwort „Big Bang“ bekanntgewordene Liberalisierung des Bankensektors. Kritiker halten ihr wegen des Abbaus von Sozialleistungen die Spaltung des Landes vor.

Thatcher liberalisierte die Wirtschaft radikal und privatisierte Unternehmen. Sie starb am 8. April im Alter von 87 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalles. Nach dem Gedenken soll Thatchers Leiche eingeäschert werden.