Hamburg.

Es gibt gute Gründe, den Schalker Aufsichtsratschef Clemens Tönnies nicht zu mögen: Sein Verein hat bei Fußballromantikern verspielt, seitdem sich die Gelsenkirchener vom russischen Erdgasunternehmen Gazprom sponsern lassen. Und Tönnies’ Geschäft – die Fleischindustrie – sehen nicht nur Veganer und Vegetarier kritisch. Mit seiner unsäglichen Aussage, Afrika benötige vor allem neue Kraftwerke, „dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren“, hat er sich noch mehr Sympathien verscherzt. Zu Recht.

Was aber seit der Rede auf Clemens Tönnies einprasselt, hat bei aller berechtigten Kritik das Maß verloren. Die mediale Aufregung ist einen Ton zu schrill, die öffentliche Anklage und Verurteilung zu gnadenlos, das Thema als Spitzennachricht zu hoch gehängt. Um es klar zu sagen: Meinungsfreiheit gilt auch für Andersdenkende – seltsame Meinungen müssen erlaubt sein, solange sie nicht den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen. Zwar wurde Tönnies fast alles vorgeworfen – das war noch nicht dabei.