Die Verantwortlichen der Elbphilharmonie dürfen Probleme nicht länger vertuschen.

Es ist jedes Mal dasselbe Schauspiel. Geht man mit Freunden und Bekannten, die auf Hamburg-Besuch sind, an die Elbe und zeigt ihnen stolz die Landungsbrücken und die ständig wachsende HafenCity, bleiben sie spätestens vor der gläsernen Elbphilharmonie staunend stehen. Der Kopf fällt nach hinten, der Mund bleibt minutenlang offen und der Blick verweilt verklärt auf dem gewaltigen Konzerthaus samt Hotel und Luxus-Apartments, das auf dem historischen Mauerwerk in die Höhe wächst.

Dass dort etwas Großartiges entsteht, davon überzeugen sich auch immer mehr Hamburger bei den zahlreichen Führungen durch das Jahrhundertbauwerk. Und erst, wenn man diesen tieferen Einblick nutzt, um sich etwas detaillierter mit der Thematik und den einzelnen Bauabschnitten auseinanderzusetzen, bekommt man eine Ahnung davon, welch komplexen Plan der Architekten die Statiker dort in Stahl, Beton und Glas umzusetzen versuchen.

Dass es sich hier nicht um ein Zweifamilienhaus mit Garage und Carport handelt, sondern um ein weltweit einzigartiges Bau-Projekt, in das irgendwann einmal die Kunst Einzug halten soll, muss eigentlich nicht erwähnt werden. Und doch verfestigt sich in der Stadt merklich eine Stimmung, die eher für den Stammtisch taugt. "So wie die da bauen, würden die ja nicht mal ein Haus auf einem 500-Meter-Grundstück vor den Toren Hamburgs ordentlich und fehlerfrei hinkriegen", spottet Volkes Mund. Und dass man, wenn man ein Haus baut, ja auch nicht ständig die Kosten nach oben korrigieren könne.

Warum ist das so? Warum ist die anfängliche Euphorie für etwas Einzigartiges in, sagen wir, mindestens Argwohn umgeschlagen?

Die Antwort lautet vordergründig: Weil man den Hamburgern ständig neue Hiobsbotschaften zumutet. Viel entscheidender ist jedoch, dass die Öffentlichkeit immer erst auf Nachfragen von den erneuten Problemen erfährt. Hier liegt der Kardinalfehler: Anstatt offensiv die Schwachstellen, Problemzonen und ungelösten Detailfragen oder die noch nicht vorliegenden Genehmigungen auszusprechen, wird gemauert und geschwiegen.

Das mag mittlerweile gemeinsame Linie der unterschiedlichen Parteien - also Architekten, Bauherr und Bauunternehmen - sein, um nicht ständig auf jede noch so detaillierte Anfrage reagieren zu müssen. So weit, so gut. Bedenklich wird die Sache aber, wenn nicht nur Presseanfragen ausgewichen wird, sondern auch parlamentarische Anfragen so knapp wie (un)möglich abgewehrt werden.

Am 9. August hat der Senat die Anfrage des CDU-Abgeordneten Jörg Hamann, ob die Verzögerungen vom Bauherrn zu verantworten sind, mit einem klaren "Nein" beantwortet. Und hinzugefügt: "Ein Zusammenhang zwischen den bestehenden Verzögerungen und vermeintlich ausstehenden Entscheidungen der Stadt besteht nicht."

Wenn man nun weiß, dass eine durch die Stadt verantwortete Änderung am Bauwerk hinsichtlich der zukünftigen Reinigung der gewaltigen Glasfassade erhebliche Turbulenzen und Diskussionen mit Planern, Baukonzern und dem Amt für Arbeitsschutz nach sich gezogen hat - Ende offen - , dann ist das klare "Nein" auf die Kleine Anfrage eine Frechheit.

Die Folgen solchen Verhaltens sind klar: Das Konzerthaus sorgt in der Stadt mittlerweile für mehr Misstöne als Hurra-Gesänge. Die Lösung ist einfach: Sagen, was ist. Die Fakten auf den Tisch, die Probleme nicht so lange verschweigen, bis sie doch rauskommen und dann eine ganze andere Wucht der Empörung nach sich ziehen, als wenn man vorher erklärt hätte, warum es hakt und knirscht.

Hässliche Geräusche, die hoffentlich irgendwann durch harmonische Klänge aus dem Inneren der drei Konzertsäle ersetzt werden.