Hamburgs neue Koalition sollte den Weg frei machen

Die meisten Hochschulpräsidenten, Professoren, Wissenschaftspolitiker und vielleicht auch Studenten haben mit besonderer Spannung auf den Ausgang der Bürgerschaftswahl geschaut. Denn der Verlust der absoluten Mehrheit der SPD könnte den Weg frei machen für den vielfach geforderten Kurswechsel in der Wissenschaftspolitik der Hansestadt, den der bisherige Senat nicht vollzogen hat.

Die Grünen hatten im Wahlkampf klargemacht, dass ihnen eine nachhaltige Stärkung dieses Bereichs wichtig ist – auch in finanzieller Hinsicht. Sie fordern, dass die gut 30 Millionen Euro, die Hamburg jährlich durch die Übernahme der BAföG-Millionen des Bundes spart, in die Hochschulen fließen sollen. Für die Hochschulen, die ansonsten Stellen abbauen müssten und bereits entsprechende Alarmrufe gesendet hatten, wäre das eine spürbare Erhöhung ihrer Etats.

Diese Millionen nicht in die Hochschulen zu stecken war eine Fehlentscheidung des SPD-Senats, die die Sozialdemokraten nun zu korrigieren die Chance bekommen – und zwar einigermaßen elegant ohne Gesichtsverlust, aber mit Verweis auf den künftigen Koalitionspartner, die Grünen.

Doch Geld ist nicht alles. Den drei Altpolitikern Klaus von Dohnanyi, Wolfgang Peiner und Willfried Maier geht es zunächst nicht um die Finanzausstattung der Wissenschaftseinrichtungen. Darüber sei erst zu sprechen, wenn es ein klar umrissenes Konzept für die Zukunft des Wissenschaftsstandortes Hamburg gibt. Vorschläge dafür liegen mittlerweile viele auf dem Tisch: von den drei Altpolitikern, der Wissenschaftsbehörde, der Patriotischen Gesellschaft, den Hochschulen selbst. Es wird Zeit, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen und sich gemeinsam auf einen Kurs zu verständigen, wie sich Hamburgs Wissenschaftslandschaft in den kommenden zehn Jahren weiterentwickeln muss, um national und international konkurrenzfähig zu sein – eine Art Agenda 2025 in der Wissenschaftspolitik. Wenn diese ambitionierter ausfällt als bisher, wäre das sicherlich kein Fehler.