Warum Olympia in Hamburg gut für die Umwelt sein kann

Bislang waren sich die Umweltschützer einig: Olympische Spiele sind eine Mischung aus Ärgernis und Sauerei. Klimaneutrale Spiele trauen viele Hamburg nicht zu – angesichts des Nischendaseins der Umweltpolitik im letzten Senat nicht ganz unberechtigt. Zudem fürchtet man um den Naturschutz, wenn Hafenbetriebe für Olympia verlagert werden müssen. Eingedenk der Umweltsünden in Sotschi, Albertville oder Vancouver fürchten viele Hamburger auch an der Elbe das Schlimmste.

Da kommt vom langjährigen Präsidenten des Naturschutzbunds Deutschland, Jochen Flasbarth, ein überraschendes Plädoyer. Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium – einst von Jürgen Trittin in die Behörde geholt – spricht sich klar für Olympische Spiele aus. Deutschland wäre gut beraten, eine entsprechende Bewerbung als große Chance für unser Land zu betrachten, so der Umweltexperte. So ließe sich eine Metropole nachhaltig umbauen.

Dieses positive Denken ist selten geworden. Deutschland – gerade die linke Szene – neigt zu Strukturkonservativismus. Jede Änderung wird grundsätzlich als Bedrohung, jeder Aufbruch als Zerstörung wahrgenommen. Aus der Historie heraus ist das verständlich, für die Zukunft aber falsches Denken. Wer eine Großstadt fit für die Zukunft machen, sie nachhaltig gestalten und ökologisch umbauen möchte, benötigt nicht nur das Geld, sondern auch einen Zielpunkt. Olympia bietet beides. Anders als Winterspiele, die meist tief in Naturlandschaften eingreifen, bieten Sommerspiele die Chance, eine Stadtlandschaft behutsam zu gestalten. Plötzlich stehen Abermillionen Euro bereit, die es sonst in Jahrzehnten nicht gibt; eine Kommune diskutiert und verständigt sich auf gemeinsame Ziele. Die berechtigten Einwände der Gegner sollten dabei nicht vom Tisch gewischt werden, sondern als Hinweise verstanden werden, es besser zu machen.

Vielleicht sollten sich die Grünen, die in den Koalitionsgesprächen ihre Skepsis zu Olympischen Spielen überdenken müssen, einmal mit Jochen Flasbarth zusammensetzen. Oder einfach ihre Wähler fragen – die sind Umfragen zufolge zu 54 Prozent dafür.