Ein E-Mail-Wechsel von Abendblatt und „Cicero“

Christoph Schwennicke, Chefredakteur des Magazins „Cicero“, und Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend veröffentlichen.

Lars Haider: Lieber Christoph, wir in Hamburg haben immer gedacht, dass Angela Merkel die mächtigste Frau der Welt ist. Und nun macht die Europäische Zentralbank einfach, was sie will; völlig egal, dass Deutschland damit nicht einverstanden ist. Wie konnte das passieren? Und was machen wir bloß mit dem ganzen neuen Geld?

Christoph Schwennicke: Ich bin kein Ökonom. Aber mir ist blümerant bei Draghis Selbstherrlichkeit. Die Aussage, er wisse, was er tue, er komme schließlich aus dem Investmentbanking, beruhigt mich da kein Stück. Im Gegenteil. Genau da fing die ganze Schiete doch an!

Haider: Hat die Merkel den nicht mehr im Griff?

Schwennicke: Hatte sie noch nie. Sie wollte ihn auch nie. Als er nicht zu verhindern war, hat man sich ihn schön geredet. „Der deutsche Italiener“, er vertrete mehr oder minder den Geist der Bundesbank. Pustekuchen.

Haider: Apropos Merkel. Wir sind Mittwoch bei ihr zum Interview. Mit welchen Fragen oder Themen kann man die Kanzlerin mal aus der Reserve locken?

Schwennicke: Sie hat mal in einem Interview der „Wirtschaftswoche“ gesagt, sie falle nie hinter die Agenda 2010 und Schröders Reformen zurück, insbesondere nicht bei der Rente mit 67. Und einen flächendeckenden Mindestlohn gebe es bei ihr nie. Such dir das Zitat raus und halte es ihr liebevoll unter die Nase... :-) Und wie viel Begeisterung ihr aus der CDU denn so entgegenschlug nach ihrem Islam-Satz.