Hamburg beinhart. Ein SPD-Mann vergisst seinen Beruf, ein Grüner braucht den Rettungsring, und die FDP jubelt: Vier sind wieder da.

Es war die mit Abstand aufregendste Nachricht der Woche: Ein Schiff ist gekommen. In eine Hafenstadt! Aber zugegeben: Es war natürlich nicht irgendein Kahn, der da am Dienstag daher- und eingelaufen kam, sondern die „CSCL Globe“, die als größter Frachter der Welt gilt. Wenn auch nur noch etwa vier Wochen lang. Der Container-Gigant, so groß wie vier Fußballfelder, war auf seiner Jungfernfahrt allerdings gerade mal halb beladen. Sonst wäre der Pott vielleicht sogar noch länger als drei Tage bei uns in Hamburg geblieben. Allerdings unfreiwillig, weil er in der Elbe festgesteckt hätte. Ja, Sie wissen schon, die leidige Sache mit der Fahrrinnenanpassung... Der Ozeanriese misst übrigens 400 Meter und ist damit 130 Meter länger als die „Titanic“. Und hoffentlich auch insgesamt etwas stabiler gebaut.

Ob sich Grünen-Spitzenmann Jens Kerstan vor einem Untergang fürchtet? Grund dazu hat er eigentlich nicht, steht seine Partei doch gut vier Wochen vor der Bürgerschaftswahl stabil bei 14 Prozent. Auf seiner Internetseite aber gibt es ein süßes Kinderfoto des Kandidaten: der kleine Jens mit einem Rettungsring um den Hals. Dabei setzen die Grünen – auch auf Bundesebene – natürlich auf noch mehr als auf den Niedlich-Faktor, um sich über Wasser zu halten: Den Politikern ist vor Kurzem ein Fortbildungsprogramm nahegelegt worden, Schauspielunterricht, Atemübungen und ein Seminar zum Schwerpunkt „Outfit“ inklusive. Hoffentlich wird das dann nicht von Claudia Roth geleitet, sonst wird es noch bunter.

Wofür der Schauspielkursus nötig sein soll, erschließt sich vielen Wählern überhaupt nicht. Perfekte Selbstdarsteller sind viele Politiker ja schon. Die Frage ist eher: Was machen die eigentlich beruflich?

Da sind die Angaben auf den Stimmzetteln leider auch nicht ganz zuverlässig, wie wir in dieser Woche erfahren mussten. Juso-Chef Hauke Wagner, der auf Platz 35 der SPD-Landesliste antritt, beschreibt sich als „Sanitäter“, obwohl der Volkswirt bei der Außenwerbungs-Firma JCDecaux arbeitet und sich mit Plakaten und deren Wirkung folglich bestens auskennen sollte. Tut er auch: Er wisse, dass Sanitäter nach Feuerwehrmann einer der „angesehensten Berufe überhaupt“ sei. Deshalb habe er sich in einem Crashkursus dazu ausbilden lassen – also quasi im Hauke-Ruck-Verfahren. Wagner ist fest davon überzeugt, dass die öffentliche Debatte über diese kleine Trickserei seine Wahlchancen erhöhe.

Ich glaube, so eine Mini-Affäre nützt nur, wenn man die Beine schön hat. FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding – in der vergangenen Woche mit freundlicher Unterstützung der „Tagesschau“ beinhart ins Bild gesetzt – hat nämlich einen echten Sprung hingelegt: Die Liberalen liegen in den aktuellen Umfragen bei vier Prozent, haben ihren Wert damit im Vergleich zur letzten Befragung mal eben verdoppelt.

Auf der Jagd nach Erfolg sind derzeit ja auch unsere Profis vom HSV, die Trainer Joe Zinnbauer in die Wüste von Dubai geschickt hat – mit deutlichen Ansagen. „Wenn ihr das hier nicht schafft, könnt ihr da hinten Kamele reiten gehen!“

Wüstenähnlich ist für viele Stadtplaner offenbar auch die Gegend rund um den Diebsteich, wo der Bau des neuen Fernbahnhofs Altona geplant ist. Das werde ein „Bahnhof im Niemandsland“, wetterte Professor Pietsch von der HafenCity-Universität. Mit den Anschlüssen hat das bei der Bahn aber ja eh noch nie so richtig geklappt. 2023 soll der neue Bahnhof fertig sein. Die Elbphilharmonie dagegen eröffnet „schon“ am 11. Januar 2017. Das klingt also endlich richtig gut, was da aus dem neuen Konzerthaus zu hören ist ...

Ein heiteres Wochenende!

Ihre Vanessa

Bitte lächeln. An dieser Stelle spießt Vanessa Seifert jeden Sonnabend die Ereignisse der Woche auf