Ein E-Mail-Wechsel von Abendblatt und „Cicero“

Christoph Schwennicke (r.), Chefredakteur des Magazins „Cicero“, und Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend veröffentlichen.

Lars Haider: Lieber Christoph, schon erstaunlich, wie sich nach den Anschlägen von Paris das Bild von den Journalisten wandelt: Eben gehörten wir noch zu den unbeliebtesten Berufsgruppen, plötzlich sind wir mutige Vorkämpfer für Freiheit und Demokratie. Diese (Medien-)Welt ist doch verrückt …

Christoph Schwennicke: Ist das so? Ich nehme das ganz anders wahr. Wir sind die, die die Bilder vom Trauermarsch in Paris angeblich faken und die Zahlen von der Mahnwache am Brandenburger Tor angeblich frisieren.

Haider: Soll heißen: Die Solidarität schwindet aus deiner Sicht schon wieder? Und „Tagesschau“-Chefredakteur Kai Gniffke hat recht, wenn er sich über Kritik an der Paris-Berichterstattung massiv aufregt?

Schwennicke: Erstens: Ich fürchte Ja, zweitens: ja. Das war kein absichtlicher Fake.

Haider: Vielleicht müssen Journalisten künftig Kritik so wie Gniffke klarer entgegentreten, lauter und selbstbewusster. Wie geht ihr mit Beschwerden um?

Schwennicke: Wir nehmen sie ernst, aber wir ziehen uns auch nicht jeden Schuh an. Wir machen Fehler, klar, die räumen wir dann auch ein. Wir arbeiten gewissenhaft und achten auf die Sorgfaltspflicht, die uns auferlegt ist. Das sind wir unseren Lesern schuldig, denen wir damit Respekt zollen. Und denselben Respekt wünschen wir uns im Gegenzug auch. Kritik und andere Meinungen sind herzlich willkommen. Platte Pauschalvorwürfe nicht.