Lange war das Tanken und Heizen nicht mehr so günstig. Doch dies wird wohl nicht so bleiben. Energiesparen senkt Kosten dauerhaft

„Der Benzinpreis sinkt – mehr Geld für Weihnachtsgeschenke!“, „Drehen Sie die Heizung auf“, jubelten vor dem Fest Zeitungen und wiesen auf die derzeit billigen Heizöl- und Benzinpreise hin. In der Tat ist der Ölpreis derzeit niedrig, innerhalb weniger Monate von über 100 Dollar pro Barrel auf unter 70 Dollar pro Barrel gesunken.

Grundsätzlich ist ein niedriger Ölpreis ja auch gut für die konjunkturelle Entwicklung in Ländern mit hohem Ölverbrauch, da die Energiekosten sinken und die Ausgaben für Konsum gesteigert werden können. Die Erdöl exportierenden Nationen freuen sich allerdings weniger über sinkende Ölpreise, die Einnahmen aus den Ölverkäufen schmelzen.

Was ist passiert? Die Nachrichten überschlagen sich, angeblich haben sich die USA und Saudi-Arabien gegen Russland und den Iran verschworen und wollen Russland mittels sinkender Einnahmen aus den Ölverkäufen auch auf diesem Wege wirtschaftlich schaden. In der Tat fördern die USA derzeit viel Öl, mittels Fracking decken sie immer mehr ihren eigenen Energiebedarf von Gas und Öl und müssen so immer weniger importieren.

Nach Russland und Saudi-Arabien fördern die USA so viel Öl wie seit Langem nicht. Aufgrund einer stagnierenden oder eher abnehmenden weltweiten Ölnachfrage kommt es somit zu einem deutlichen Öl-Angebotsüberschuss.

Diese fundamentalen Marktdaten sind allerdings keinesfalls neu, sondern seit Langem bekannt. Neu ist allerdings, dass die Marktakteure und Spekulanten glauben, dass diese Entwicklung zu massiven Preisreduktionen führen wird. Und immer dann, wenn die Spekulation Überhand gewinnt, gibt es viel Nährboden für Verschwörungstheorien – was die Preise wiederum weiter beeinflusst.

Die Staaten des Ölkartells Opec saßen kürzlich in Wien zusammen und haben beraten, ob sie die Ölfördermengen kürzen, um so den Ölpreis wieder zu stabilisieren. Da die größten Ölfördermengen derzeit jedoch aus Nicht-Opec Staaten wie den USA und Russland kommen, schwindet der Einfluss der Opec ohnehin kontinuierlich. Somit wäre es sowieso fraglich gewesen, ob eine Förderkürzung tatsächlich den gewünschten Effekt auf den Ölpreis gehabt hätte. Dies wäre nur möglich gewesen, wenn man hätte glaubhaft machen können, dass Saudi-Arabien tatsächlich die Ölproduktion senkt.

Da kein Ölland derzeit Interesse daran hat, weniger Öl zu verkaufen, tun sie sich schwer mit Förderreduktionen. Um in den USA allerdings die hohen Ölproduktionsmengen mittels des vergleichsweise teuren Frackings aufrechterhalten zu können, sind relativ hohe Ölpreise erforderlich.

Wenn der Ölpreis sinkt, ist somit mit niedrigeren Ölproduktionsmengen in den USA zu rechnen. Die USA haben noch immer einen enorm hohen Energieverbrauch, denn sie schaffen es nicht, diesen nachhaltig zu senken. Allein aus diesem Grund ist es unwahrscheinlich, dass der Ölpreis nun dauerhaft sinken wird. Auch die Energiewende ist nicht in Gefahr, wie manche vermuten.

Öl wird in erster Linie für die Mobilität und Gebäudeenergie eingesetzt, nicht im Stromsektor. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist somit von der Entwicklung des Ölpreises unbenommen. Ebenso wichtig für eine erfolgreiche Energiewende ist jedoch das Energiesparen, und zwar durch eine nachhaltige Gebäudeenergie- und Mobilitätswende. Ein niedriger Ölpreis kann jedoch in der Tat zu Energieverschwendungen führen und den Umstieg erschweren. Das Energiesparen kann aber jederzeit zu Energiekostensenkungen führen und ist damit wirtschaftlich vorteilhaft. Und damit stünde dem Bürger dauerhaft mehr Geld zur Verfügung– auch nach der Weihnachtszeit.

Das ist doch was.