Zwischen Weltgeschehen und Wahlkampf verläuft manchmal nur ein schmaler Grat, wie zwischen nackt im Dom und nackt am Kreuz

So ein kleiner Dachschaden taugt manchmal doch zu etwas. Unser künftiges Konzerthaus, dessen Kosten – neben ganz, ganz vielen anderen Fehlerchen – ja auch wegen der mangelnden Statik des Daches explodiert waren, spielt jetzt schon vor der Eröffnung die erste Geige. Jedenfalls in einer Studie des Immobiliendienstleisters Emporis, wonach die Elbphilharmonie mit Baukosten von 865 Millionen Euro zu den „zehn teuersten Wolkenkratzern der Welt“ gehört. Herzlichen Glückwunsch! Aber machen 110 Meter Höhe einen Bau schon zum Wolkenkratzer? In Hamburg schon, da hängen die Wolken ja nun oft genug sogar bis zum Boden ...

Auch unsere Alsterschwäne haben übrigens ein Dach über dem Kopf, wobei es sich vergleichsweise um eine Billigvariante handelt. Aus 600 Quadratmeter Lastwagenplane hat man ihnen in ihrem Winterquartier am Eppendorfer Mühlenteich einen Stall gezimmert, der sie – auch alles Schlechte kommt manchmal von oben – vor der Vogelgrippe schützen soll.

Gewissermaßen aufs Dach gestiegen ist die CDU derweil mal wieder der SPD. Oppositionspolitiker Robert Heinemann hatte im Internet gesurft und war auf das Profil seines Facebook-Freundes, des Senatssprechers Christoph Holstein, gestoßen, der auch gern surft. Aber meist auf der Nordsee. Er trinkt am Feierabend auch mal ein Bier und kommentiert ab und zu das Hamburger Weltgeschehen. Grund genug für die CDU, eine Welle zu schieben. „Es wird beim Bürgermeister und seinem Senatssprecher oft nicht klar, wer dort eigentlich spricht“, kritisierte Heinemann. Es bestehe die Gefahr, dass „hier Wahlkampf durch staatliche Stellen gemacht“ werde. Deshalb stellte der CDU-Mann eine Kleine Anfrage an den Senat. Für uns Bürger ist der Vorgang sehr beruhigend: Es gibt offenbar keine echten Probleme in der Stadt.

Dafür gibt es jede Menge Pläne. Zum Beispiel den der Grünen, die sich in dieser Woche mit ihrer Initiative „Unser Park soll größer werden“ hervorgetan haben. Planten un Blomen könnte um einen Hektar wachsen, wenn die Marseiller Straße aufgeschüttet würde. Auf der gewonnenen Fläche kann sich Grünen-Politiker Anjes Tjarks eine „Erlebnisfläche für Städter“ vorstellen: Man könne doch „ein Stück Dorf in die Stadt holen“, zum Beispiel durch die Ansiedlung von Bauernhoftieren. Das wird viele Zugezogene richtig freuen, denn da holt einen ja quasi die Vergangenheit dann wieder ein. Andererseits böte sich auch Raum für Experimente: Die Schlittschuhbahn ist nicht weit, man könnte also endlich mal mit der Kuh aufs Eis.

Ein gutes Ende der „West Side Story“ bahnt sich für die Hoheluftchaussee an. Endlich soll die „schlechte Seite“ der Straße aufgehübscht werden. Die Abrissarbeiten beginnen, 44 Wohnungen und ein Biosupermarkt entstehen.

Ach so, und die Hamburgerin Josephine Witt, die Weihnachten nackt im Kölner Dom auf dem Altar getanzt hatte, ist zu einer Geldstrafe von 1200 Euro verurteilt worden. Wobei sie die ganze Aufregung nicht versteht: „Selbst Jesus hängt doch halb nackt da.“ Da kann man nur „Oh Gott“ sagen und noch einen Glühwein trinken. Doch einer neuen (Feld)-Studie zufolge geht der schneller ins Blut als anderer Alkohol ...

Einen heiteren 2. Advent!

Ihre Vanessa