Denkwürdige Vergleiche: Die Bahn warnt uns auf Englisch, und Architekten erkennen in Lokstedt und Bahrenfeld Ostwestfälisches

Das ungute Gefühl, dass bei unserem Lieblingsverein HSV Land unter herrscht, hat sich in dieser Woche leider bestätigt: Wasserschaden in der Kabine! Damit passiert aber endlich das, was viele Fans schon lange fordern: Es wird mal von Grund auf renoviert und komplett umgebaut in Stellingen. Nach der Winterpause müssen sich die Profis daher vor ihren Spielen richtig warm anziehen – und zwar in Zelten auf einem Parkplatz am Stadion. Dieses unfreiwillige Camping-Abenteuer soll mehrere Monate andauern, worin Sportdirektor Peter Knäbel aber auch eine „Chance für den Verein“ sieht. Ja, hin und wieder hat so eine kalte Dusche schon Wunder gewirkt.

Umbauen will auch Norbert Aust. Der Mann macht normalerweise viel Theater auf dem Kiez, ist aber auch seit gut einem Jahr Vorsitzender des Tourismusverbands. Seiner Meinung nach muss der Hauptbahnhof dringend erweitert werden. Außerdem müsse die Stadt internationaler werden. Umso schöner, dass die S-Bahn damit schon mal anfängt. An den Stationen Hauptbahnhof und Berliner Tor ertönt künftig nach Londoner Vorbild aus den Lautsprechern: „Please mind the Gap.“. Das ist mal eine Ansage. Gemeint ist, dass der Fahrgast beim Einstieg bitte auf die Lücke zwischen Bahnsteig und Zug achten möge. Bei der S-Bahn heißt es, man fühle sich dann künftig ein bisschen wie in der britischen Hauptstadt. Mmh, mit geschlossenen Augen vielleicht. Wobei die Lücke ja dann noch gefährlicher wird.

Die Architektenkammer hat übrigens einen ganz anderen Städtevergleich parat. Hamburg sehe zunehmend aus wie eine ostwestfälische Provinzstadt, hieß es da in dieser Woche. Präzise zitiert, wie „ein großes Bielefeld“. Denn die Neubauten, mit denen die Lücken (da sind sie wieder!) im Stadtbild gefüllt würden, seien „einfallslos“ und „öde“ . Besonders Bielefeld seien dabei die Siedlungen Stadtgärten Lokstedt und Othmarschen Park in Bahrenfeld, so die Experten. Nun wundert einen wenig, wir Hamburger werden ja mittlerweile auch schon von Wolfsburg abgekocht. Die „Wölfe“ aus der Autostadt haben an der Elbe gewildert und sich ein 13 Jahre altes Supertalent vom FC St. Pauli geschnappt. Der „Kinder-Transfer“ sorgte für Schlagzeilen, aus Hamburg hieß es, es sei unverantwortlich, den Jungen aus seinem Umfeld zu reißen. Die Eltern des jungen Kickers sehen das anders: „Eine Riesenchance.“

Aber Hamburg wird ja nun weltstädtischer. Bürgermeister Olaf Scholz hat in dieser Woche die neuen Pläne für die neue U5 vorgestellt. Wobei neu ja auch immer relativ ist – die U-Bahn-Linie war den Lurupern schon 1974 versprochen worden. Von Bramfeld über die Innenstadt nach Osdorf und Lurup sollen die Züge irgendwann fahren und damit vor allem auch unsere gerade superbeschleunigte MetroBuslinie 5 ersetzen. Die U-Bahn bis zum Siemersplatz sei „unverzichtbar“ , meint dazu Hochbahnchef Günter Elste.

Die Opposition findet das Vorhaben unterirdisch, was in der Sache ja erst mal nicht falsch ist. FDP-Politiker Wieland Schinnenburg schimpfte Olaf Scholz ein „Obersandmännchen“, und andere fragten sich, ob das alles ein Weihnachtsmärchen sei.

Da können wir helfen: ist es nicht. Das Weihnachtsmärchen, das am Freitag im St. Pauli Theater Premiere feierte, heißt „Pinocchio“ .

Einen besinnlichen, aber auch heiteren 1. Advent!

Ihre Vanessa