Erste Kometenlandung wird die Forschung voranbringen

Was kümmert uns ein 25 Kubikkilometer großer Brocken aus Eis, gefrorenem Gas und Staub, der derzeit 500 Millionen Kilometer von der Erde entfernt um die Sonne kreist und in seiner Form einem Quietscheentchen ähnelt? Warum sind Forscher so glücklich über die Landung eines Mini-Labors auf diesem Himmelskörper, vergleichen manche Experten das Manöver mit der Mondlandung 1969?

Erstens, weil es sich um eine wissenschaftliche, technische und logistische Meisterleistung handelt – auch wenn es am späten Mittwochabend noch Zweifel an der Standsicherheit gab. Mindestens ein Teil der Messungen, so die Erwartung der Forscher, sollte auf jeden Fall gelingen.

Vor zehn Jahren ins All geschossen, musste die Sonde „Rosetta“ zunächst bei drei Umrundungen der Erde den nötigen Schwung holen, um die Geschwindigkeit des Kometen Tschuri zu erreichen, der 18-mal schneller als eine Gewehrkugel durchs All rast. Weil es eine halbe Stunde dauert, bis ein Signal von der Erde die Sonde erreicht, musste die Landung des Moduls „Philae“ auf dem Kometen automatisiert ablaufen. Dass all dies gelungen ist, dafür gebührt der Europäischen Weltraumorganisation Esa und den Hunderten Ingenieuren und Wissenschaftlern, die „Rosetta“ konstruierten, höchste Anerkennung. Die Erkenntnisse, die sich bei der Reise der Sonde ergeben haben, werden hilfreich für weitere Missionen sein.

Damit sind wir beim zweiten Punkt. Kometen wie Tschuri sind die primitivsten bekannten Objekte in unserem Sonnensystem. Sie entstanden wohl vor etwa 4,6 Milliarden Jahren aus einer riesigen Scheibe aus Gas und Staub, aus der sich die Sonne und später auch die Planeten bildeten – so die Theorie. Wie genau die Geburt von Erde, Mars und Co. ablief, dazu könnte die Analyse des Kometen neue Erkenntnisse liefern. Zudem können Forscher nun die Theorie überprüfen, ob das Wasser auf unserem Planeten zum Teil von Kometen stammt und ob mit Kometeneinschlägen auch organische Moleküle auf die Erde kamen – die Grundlagen des Lebens.

Voraussichtlich mehr als 1,3 Milliarden Euro wird die Mission kosten. Es ist eine gute Investition.