Ein Kommentar von Alexander Laux

Deutschland hat keine Torjäger mehr, die Außenverteidiger sind qualitativ – Pardon – unter aller Sau, sogar Welttorwart Manuel Neuer patzt jetzt schon, und überhaupt: Die zweite Reihe der deutschen Nationalmannschaft mit Ginter, Rudy & Co ist nicht vorzeigbar. So oder so ähnlich klangen die Kommentare nach den Auftritten gegen Polen und Irland. Fast könnte man bei all der Krisenstimmung Uefa-Chef Michel Platini dankbar sein, dass er für eine auf 24 Teams aufgeblähte EM-Endrunde 2016 gesorgt hat.

Dabei sollte jeder Fußballinteressierte wissen, dass der Gewinn eines WM-Titels eben keine Reservierungsbestätigung für weitere Siege war, vor allem dann nicht, wenn Spieler wie Philipp Lahm, Miroslav Klose oder Per Mertesacker aufhören und dazu noch so viele Verletzte zu beklagen sind. Über 20 oder 30 Ausnahmespieler verfügt keine Nationalmannschaft der Welt, auch nicht die mit reichlich Talenten gesegnete DFB-Auswahl.

Wie unbeirrt Löw nun an seinem Personaltableau festhält, sollte für manch einen Bundesligaverein vorbildhaft wirken. Nicht gleich beim ersten Windhauch umkippen und die Spielphilosophie infrage stellen, sondern die Spieler stärken, ihnen die Zeit für ihre Entwicklung geben, das wäre gerade auf Ligaebene, wo die Tagesaktualität häufig das hektisch-unüberlegte Handeln bestimmt, wünschenswert. Doch Vorsicht: Vertrauen in die eigene Stärke darf auch beim DFB nicht mit Selbstüberschätzung verwechselt werden. Jeder Spieler muss jetzt bereit sein, das Maximum zu investieren. Selbstläufer gibt es auch für einen 2015 personell wieder besser besetzten Weltmeister nicht.