Facebook, Apple und die Baby-Idee – sind Frauen Gebärmaschinen mit Ablaufdatum?

Es ist kaum zu glauben. Facebook und Apple zahlen ihren Mitarbeiterinnen auf Wunsch das Einfrieren ihrer Eizelle. Damit verknüpfen die Firmen die Hoffnung, dass die Frauen ihren Kinderwunsch hinausschieben und sich ganz auf ihre Karriere konzentrieren können.

Diese skurrile Idee konnte nur von IT-Unternehmen gesponnen werden. Sie scheinen den Menschen als eine Art Maschine mit Ablaufdatum zu betrachten. Als ginge es nur darum, das Verfallsdatum der Eier zu verlängern. Doch zu einer Schwangerschaft gehört immerhin auch noch eine Frau, die das Kind austrägt. Und deren Alter lässt sich nicht einfrieren. Ab dem 35. Lebensjahr beginnt bereits eine sogenannte Risikoschwangerschaft. Es erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Gendefekte, Frühgeburten, Schwangerschaftsdiabetes. Außerdem sinkt die Chance, überhaupt schwanger zu werden, da hilft kein medizinischer Fortschritt. Wissen Facebook und Apple das nicht, oder nehmen sie dieses Risiko billigend in Kauf? Nach dem Motto: Aufgeschoben ist hoffentlich aufgehoben.

Allein die Grundannahme, es gäbe den idealen Zeitpunkt für eine Schwangerschaft, beweist grenzenlose Naivität. Dieser Zeitpunkt existiert nicht, er kommt nie. Das Warten darauf ist wie das Warten auf Godot. Bei der ewigen Frage Kind oder Karriere liegt die Betonung auf oder. Eine Illusion, anzunehmen, beides wäre zu 100 Prozent möglich. Es stimmt auch nicht, dass älteren Eltern die Kindererziehung leichter fällt, weil sie sich schon selbst verwirklicht und in ihrem Job etwas geleistet haben. Die Herausforderungen bleiben die gleichen.

Nun könnte man einwenden, dass sich Fitness und Lebensdauer des Menschen immer weiter verlängern und dass schon so viel in seinen Körper eingegriffen wurde (Pille, Hormonbehandlungen), da kommt einem ein vom Arbeitgeber finanziertes Einfrieren der Eizellen nur wie ein weiterer Schritt vor. Es ist aber eben der Schritt zu weit! Wie auf dem Weg zu noch mehr genmanipulierten Lebensmitteln kommt halt irgendwann das Stoppschild.

Ich will jetzt gar nicht damit argumentieren, dass dieser Ansatz sicher nicht im Sinne des Erfinders (Gott) ist, doch das ethische Problem hinter diesem Angebot sollte zumindest überdacht werden. Bitte nicht falsch verstehen. Ich finde jeden medizinischen Fortschritt, der zu mehr Geburten führt, durchaus begrüßenswert. In meinem Freundeskreis gibt es zwei Paare, die ohne die Methoden der künstlichen Befruchtung nie Eltern geworden wären. Drei Kinder, die ohne medizinische Nachhilfe nicht leben würden. Doch sollte sich wirklich der Arbeitgeber in die Familienplanung seiner Mitarbeiter einmischen? Was kommt als Nächstes: die Auswahl des idealen Partners seitens der Personalabteilung? Eine auf die Blutwerte der Mitarbeiter abgestimmte Diät? Und ab wann wird die Sterilisierung der männlichen Kollegen bezahlt? Das Entsetzen möchte ich erleben, das ein solcher Vorschlag in der Männerwelt auslösen würde.

Gerne möchte ich annehmen, dass Apple und Facebook mit ihrem Angebot tatsächlich nur Gutes beabsichtigen, wie den Frauenanteil in ihren Unternehmen zu erhöhen. Sie offenbaren damit allerdings ein archaisches Businessmodell: die Frau als frei einsetzbare, manipulierbare Ressource. Als sei ihr Lebenslauf käuflich, ihr Fortpflanzungswunsch wie das Gehalt frei verhandelbar.

Baut Firmen-Kitas, zahlt Babysitter, ermöglicht flexible Arbeitszeiten, denkt über eine Rentenerhöhung für diejenigen nach, die Kinder in die Welt gesetzt haben, und vor allem rümpft nicht die Nase, wenn Mütter und Väter um 17 Uhr das Büro verlassen, weil sie noch zwei Stunden mit ihrem Kind verbringen wollen. All dies würde helfen, aber bitte legt die Einfrier-Idee auf Eis.