Für den Bau der neuen UKE-Kinderklinik müssen Spenden in Höhe von rund 50 Millionen Euro aufgebracht werden. Die Spendenbereitschaft der Hamburger ist groß. Aber ist dieser Bau nicht eine Aufgabe der Stadt?

Bürgerschaftliches Engagement ist eine gute Tradition in Hamburg. Die Universität der Hansestadt hat in der Vergangenheit reichlich von großzügigen Spendern profitiert. Auch für die Elbphilharmonie – das wird angesichts der gestiegenen Baukosten oft vergessen – wurden rund 60 Millionen Euro gespendet. Zudem gilt Hamburg als Deutschlands Hauptstadt der Stiftungen. Viele künstlerische und soziale Projekte, nicht nur in der Hansestadt, würde es ohne dieses Engagement der Bürger nicht geben.

Insofern ist es nachvollziehbar, dass das Universitätsklinikum Eppendorf einen nicht unerheblichen Teil der Baukosten für die neue Kinderklinik – immerhin mehr als zwei Drittel der notwendigen rund 70 Millionen Euro – mithilfe von Spenden aufbringen will. Die Aussichten stehen gut, dass dieses Vorhaben gelingen wird. 15 Millionen Euro haben die Verantwortlichen der Klinik bereits eingeworben. Interimschef Prof. Christian Gerloff verkündete gestern, alle Register des Fundraisings zu ziehen: „Jeder Cent ist willkommen.“

Nichtsdestotrotz muss zu diesem Zeitpunkt die Frage gestellt werden, warum in der so oft beschworenen „reichen Stadt Hamburg“ für den Bau einer Kinderklinik überhaupt Spenden notwendig sind. Weshalb kann die Stadt die Summe von 60 Millionen Euro nicht selbst aufbringen, um, wie Klinikleiterin Prof. Ania C. Muntau sagte, medizinische Exzellenz in Hamburg zu ermöglichen? Zumal der Bau ja zunächst nur bedeutet, dass ein modernes Klinikgebäude entsteht.

Mehrere Hundert Millionen Euro zahlt Hamburg für die Misswirtschaft beim Bau der Elbphilharmonie. Mit mehreren Milliarden bürgt die Hansestadt für die Hasardeure der HSH Nordbank. Angesichts dieser Summen nehmen sich die 20 Millionen Euro, die dem Senat die Kinderklinik wert ist, bescheiden aus. Möglicherweise ist diese Summe auch deshalb so gering, weil die Stadt für Missmanagement an anderer Stelle zahlen muss.

Um nicht falsch verstanden zu werden: eine Spende ist die Kinderklinik auf jeden Fall wert. Aber wäre es nicht sinnvoller, dieses Geld in Projekte der Spitzenforschung zu stecken als in den Bau eines Klinikgebäudes?