Der HSV feiert wieder mal den Tag des offenen Tors, im Hauptbahnhof hat Bach ausgedient, und Hamburg muss olympisch nachbessern

Hamburg ist einfach das offenste Tor der Welt. Und das ist ausnahmsweise kein Grund zur Freude, wie am Mittwoch in Mönchengladbach wieder zu besichtigen war. Fünf Spiele ohne eigenen Treffer – das gab es selbst beim HSV noch nicht und zuletzt 1979 beim VfL Bochum. Na, immerhin mal einen Rekord eingestellt ...

Dabei war es doch so gut losgegangen mit dem Joe-Joe-Effekt und dem 0:0-Sieg über die Bayern, der ja die Ersten schon wieder von Europa träumen ließ. Jetzt gilt also wieder: Den Ball ganz, ganz flach halten und nicht zu sehr aufregen.

Loungemusik soll ja zur Entspannung beitragen. Das hat die Deutsche Bahn, unser ultimatives Trendsetter-Unternehmen, gerade irgendwo gehört. Deshalb gibt es einen Wandel vor der Halle am Hauptbahnhof: Nach zwölf Jahren Beethoven, Brahms und Bach legt man jetzt eine neue Platte auf. „Chillige Klänge“ sollen die Reisenden auf die Fahrt einstimmen und vermutlich schon mal präventiv beruhigen.

Das kann nicht schaden, denn erfahrungsgemäß ist der Fahrgast ja schneller auf 180 als der gebuchte ICE, wenn der Reisende schon beim Einsteigen feststellen darf, dass man den Waggon mit dem reservierten Sitz heute „leider nicht dabei“ hat. Da hilft dann auch nur noch Loungemusik über Kopfhörer – und zwar am besten die gesamten vier Stunden (inklusive Verspätung) bis Berlin.

Zu Hause sind wir Hamburger aber ja sehr entspannt. Die nötigen Utensilien, also Kissen und Kerzen, kaufen wir gern bei einer großen schwedischen Möbelkette, seit Kurzem auch in deren erster Cityfiliale. Wer da richtig durchdreht, der nimmt auch noch ein paar Servietten mit. Nur Billy ist irgendwie noch nicht aus Altona herausgekommen. Ja, das Haus ist der bestbesuchte Ikea-Laden der Republik, aber Möbel gehen da nicht so gut wie der Kleinkram. Wir müssen einfach größer denken.

Das war ja wohl auch die Kritik an Hamburgs Konzept für die Olympischen Sommerspiele, das jetzt noch mal nachgebessert wurde. Na ja, „nachgebessert“ habe man nun nicht, heißt es aus der zuständigen Behörde. Allenfalls ein kleines bisschen modifiziert. Also im Sinne von „nachgebessert“. Wichtigste Änderung: Das olympische Dorf soll auf den nördlichen Teil des Kleinen Grasbrook verlegt werden, um mehr Platz für Stadion und Schwimmhalle zu haben.

Gar kein Problem damit, groß zu denken und zu planen, hat offenbar Manfred Brandt. Das ist der Mann, der sich so gern in der Idylle seines Obsthofs in Moorburg neben seinem Hanomag-Trecker fotografieren lässt, um dann mal eben so rauszuhauen, dass er gern die gesamte politische Landschaft umpflügen will.

Also im Klartext: Manfred Brandt will mit seiner Initiative „Mehr Demokratie“ die Bürgerschaft entmachten und die Bezirke zu echten Kommunen machen. Viele Politiker haben angesichts des steilen Vorschlags das Gefühl, der Mann sei nun im vollkommen falschen Film.

Das kann ja grundsätzlich immer mal passieren – und dieser Tage besonders: Noch bis 4. Oktober ist Filmfest in Hamburg.

Ein entspanntes Wochenende!

Ihre Vanessa