Der Didi spricht dem Joe das vorläufige vollste Vertrauen aus, zwei Lehrer auf Klassenfahrt ins Blaue, und ein Lokführer fährt Schlangenlinien.

Eine Tüte Frischmilch hält sich ja mitunter länger als so ein Trainer beim HSV. Mirko Slomka wurde am Montag nach verflixten sieben Monaten – womit er nach Stellinger Zeitrechnung ja fast schon als „Dino“ unter den Übungsleitern gilt – aussortiert. Jetzt müssen wir also im Kurzzeitgedächtnis den Namen Josef „Joe“ Zinnbauer abspeichern. Zu dem kernigen Oberpfälzer soll Dortmund-Coach Jürgen „Kloppo“ Klopp ja einst gesagt haben: „Vielleicht packen wir beiden Blinden es als Trainer.“ Mit dieser Gabe ist Joe natürlich ein echter Lichtblick für unseren Chaosclub, der taktisch völlig im Dunkeln tappt und in der Liga bisher keine Schnitte sieht. HSV-Chef Dietmar „Didi“ Beiersdorfer hat dem Neuen jedenfalls in bester Merkel-Manier sein vollstes Vertrauen ausgesprochen und zu Protokoll gegeben: „Das ist unser Cheftrainer – bis auf Weiteres.“

Nur kann dieses „bis auf Weiteres“ bei den Rothosen noch schneller kommen, als die Klassenfahrt ins aufregende Hamburg für die armen Realschüler aus dem niedersächsischen Bramsche zu Ende war. Denn schon am zweiten Abend waren in der Horner Jugendherberge zwei aus dem Trupp so sturzbesoffen, dass einer sogar Körperkontakt mit der Treppe suchte. Es waren leider die beiden Lehrer. Blaue Stunde im Dienst war in dieser Woche aber offenbar schwer angelallt. Im Intercity von Hamburg nach Berlin zog ein Schaffner die Notbremse, weil der Lokführer nicht mehr ansprechbar war. Als der Rettungsdienst irgendwo im Nirgendwo anrückte, habe der Mann, offenbar voll wie 1000 Russen, nur noch etwas vollkommen Unverständliches gefaselt. Vermutlich „Sänk ju for träveling“.

Deutlich mehr Fahrt hat in dieser Woche unser norddeutsches Polit-Power-Paar aufgenommen. Olaf Scholz regiert stolz allein in Hamburg, und seine Frau Britta macht jetzt in Kiel Ernst. Nach der unglücklichen Wende hat sich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig damit schnell eine neue Bildungsministerin in sein Kabinett geholt. Um Turbotempo geht es auch in Hamburg, denn G8 gipfelt in einem Volksbegehren, das Donnerstag begonnen hat. Die Elterninitiative G9 fordert, das „neunjährige Gymnasium unverzüglich wieder einzuführen“. Die Kinder bräuchten Zeit für Hobbys. Gerade auch so ein iPhone ist tierisch zeitaufwendig. Insbesondere, wenn man auf das neue Modell wartet. Ja, in diesem Herbst ist wieder Apple-Ernte. Deshalb haben in dieser Woche vor allem große Jungs tagelang auf dem Jungfernstieg campiert, bis diesen Jüngern am Freitag das neue iPhone 6 erschienen ist.

Gegen den FC Bayern hoffen die HSV-Fans auch auf die ein oder andere Erscheinung – am liebsten natürlich vorm gegnerischen Tor. Zumindest aber ein bisschen Einsatz muss selbst ein Blinder sehen. Sonst, das hat der strenge neue Trainer schon angekündigt, gibt es quasi auf die Ohren. Das kann auf jeden Fall klappen: Ist ja Reeperbahn Festival.

Ein heiteres Wochenende!

Ihre Vanessa