St. Paulis neuer Trainer – die letzte Chance für den Sportchef

Sonderlich kreativ ist die Entscheidung gewiss nicht, aber wohl doch alternativlos. Der FC St. Pauli trennt sich – zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren – von seinem Cheftrainer. Der jetzt geschasste Roland Vrabec war nur knapp zehn Monate im Amt. Die Schlagzahl nähert sich also verdächtig der vom HSV gepflegten Frequenz in Sachen Trainerentlassungen an. Hier versuchten sich bekanntlich in den vergangenen sechs Jahren nicht weniger als acht Cheftrainer, wobei auch jetzt schon wieder der erst seit Februar amtierende Mirko Slomka zu wackeln scheint.

Beim FC St. Pauli hat es nun mit Vrabec einen Neuling im Profigeschäft getroffen. Es war ein Experiment, den überhaupt erst im Sommer 2013 als Assistenztrainer zum FC St. Pauli gekommenen Frankfurter im November zum Chefcoach zu ernennen, nachdem sich der Kiez-Club vom erfahrenen Michael Frontzeck getrennt hatte. Das von der Vereinsführung propagierte Konzept, nicht nur junge Spieler zu gestandenen Profis zu entwickeln, sondern auch im Trainerbe-reich Novizen zu Chefs reifen zu lassen, hat in diesem Fall nicht gegriffen. Zu sehr, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, habe sich Vrabec nach seiner Beförderung zum Chef verändert und damit an Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei den Spielern verloren.

Es mag daher blauäugig erscheinen, dass sich St. Paulis Führung jetzt für Thomas Meggle und damit wieder für einen Mann aus den eigenen Reihen entschieden hat, den einige Spieler auch noch als Trainerassistenten und sogar als früheren Profikollegen kennen. Der Unterschied aber ist, dass Meggle zuletzt ein Jahr nichts mehr mit der Profitruppe zu tun hatte und stattdessen eigenverantwortlich und erfolgreich die Talente des U23-Teams in der Regionalliga trainiert hat.

Fest steht aber auch, dass Meggle die Profimannschaft jetzt wieder in die Erfolgsspur führen muss. Gelingt es nicht, wird dies unweigerlich auf Sportchef Rachid Azzouzi zurückfallen, der jetzt schon den dritten Cheftrainer eingestellt hat. Zudem ist Azzouzis Bilanz bei den Neuzugängen bisher eher durchwachsen. Deshalb ist auch er nicht mehr unumstritten. Thomas Meggle kann dies nun ändern.