Die Deutschen sind begeistert von der fernöstlichen Religion - so findet man Bilder vom Dalai Lama auch in Fitnessstudios. Aber was ist mit dem Papst? Eine Glosse von Edgar S. Hasse.

Die Begeisterung der Deutschen für fernöstliche Religionen hat längst Baumärkte und Fitnesstempel erobert. Wer Gartengeräte, frische Farbe und bald die erste Weihnachtsdeko in diesem Jahr kaufen will, stolpert in heimischen Läden über Buddha-Figuren, die feist von den Regalen lächeln. Keiner weiß, wie oft diese Ware wiedergeboren wurde. Zumindest wird für sie der Neupreis verlangt.

Wer als Frau den Wandsbeker Meridian Spa Club besucht, kann sich auf eine fast schon hautnahe Begegnung mit seiner Heiligkeit, dem 14. Dalai Lama, freuen. Seit Jahr und Tag hängt ein kunstvolles Konterfei des geistlichen Oberhauptes der Tibeter ausgerechnet gleich neben dem Eingang für die Frauenumkleidekabinen. Mit seiner antiquierten Brille guckt das lebensgroße Porträt den weiblichen Gästen direkt in die Augen. Danach fällt die Tür ins Schloss. Die Welt der weiblichen Nasszelle, die dahinter kommt, ist selbst für einen Dalai Lama tabu.

Wer als Mann diese Fitnesseinrichtung besucht, hat freilich das Nachsehen. Zwar kann man sich fröhlich an die fulminanten Auftritte des Friedensnobelpreisträgers Ende August in Hamburg erinnern. Aber unmittelbar am Eingang zur Umkleide der Männer hängt einfach nichts. Ihnen bleibt nur ein Seitenblick auf Seine Heiligkeit. Offenbar haben sich Frauen und Männer, die hier schwitzen, schwimmen und Gewichte heben, an die bildliche Präsenz gewöhnt. Und auch an die fehlende Gleichberechtigung. Dabei gibt es nur eine Schlussfolgerung: Endlich ein Bild von Papst Franziskus, gleich neben der Männerumkleide.