In Sachsen entscheiden Wähler über das Schicksal der FDP.

Hohe Einschaltquoten werden der Landtagswahl in Sachsen nicht vergönnt sein – der Urnengang scheint entschieden, bevor er begonnen hat. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) liegt in allen Umfragen so meilenweit vorne, dass es überschäumender Fantasie bedarf, um sich einen anderen an der Spitze der Sächsischen Staatskanzlei vorzustellen. Demoskopen verorten den beliebten Landesvater bei rund 40 Prozent – die zweitplatzierte Linke liegt bei der Hälfte. Auch wenn deren Spitzenkandidat Rico Gebhardt von einem rot-rotgrünen Bündnis träumt – eher wird der SC Paderborn Deutscher Meister als Gebhardt neuer Ministerpräsident in Sachsen. Denn SPD-Hoffnungsträger Martin Dulig hat bereits Interesse an einer Neuauflage der Großen Koalition bekundet, die von 2004 bis 2009 regierte. Die Sozialdemokraten sind ausgerechnet in ihrem Stammland, der Heimat von August Bebel oder Ferdinand Lassalle, zur Bescheidenheit verdammt: Bei der letzten Landtagswahl gewann die SPD zwischen Vogtland und Lausitz mickrige 10,4 Prozent.

Größeres Augenmerk legt das politische Berlin auf das Abschneiden der FDP. Für Parteichef Christian Lindner wird es ein wichtiger Test, ob der Neustart der Partei nach dem Bundestags- Aus gelingt. In Umfragen dümpelt die FDP, die mit Tillich in den vergangenen fünf Jahren eine erfolgreiche Koalition gebildet hat, bei drei Prozent. Das könnte zu wenig sein, um Stimmen im CDU-Lager zu „leihen“. Zumal der Union von rechts weitere Konkurrenz droht. Neben der NPD, die sich im Parlament permanent blamierte, steht die Alternative für Deutschland vor dem Sprung in den ersten Landtag. Schon bei der Europawahl bekamen die Euro-Kritiker hier 10,1 Prozent der Stimmen. Die AfD-Frontfrau Frauke Petry dürfte enttäuschte Unionsanhänger genauso gewinnen wie Protestwähler, denen der dumpfe Rassismus der NPD zu weit geht.

Gebannt dürften auch die Wahlkämpfer in Thüringen und Brandenburg auf die Ergebnisse starren. Dort werden in zwei Wochen die Landtage bestimmt. Die Wähler in Sachsen prägen am Sonntag das, was man „politische Stimmungslage“ nennt.